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F Dr Oesterreich aber, dessen Bronzeindustrie eben in wesemlichem Aufschwunge
begrilfen ist, und wo krlftigste Unterstützung dieses hier viel versprechenden Industrie-
zweiges mit guten Vorbildern dringend noth thut, für Oesterreich speziell also wir: der
Nutzen einen solchen Publication ein anfallender, ganz unberechenbarer.
V. Teirich.
Bücher-Revue.
H. Thansing, -Dürer's Briefe, Tagebücher und Reimem Nebst einem Anhange
von Zuschriften an und für Dürer übersetzt und mit Einleitung, Anmerkungen, Per-
sonenverzeichniss und einer Reisekarte versehen. Wien 1871, bei Wilh. Braumüller.
250 S. 8.
Diese Schrift bildet den dritten Band der mit Unterstützung des Unten-ichtsmini-
steriums herausgegebenen nQuellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des
Mittelalters und der Renaissance-l. Sie umfast von den Schriften Dürefs, die auf uns
gekommen sind, alles dasjenige, was vorwiegend von persönlichen Beziehungen ausgeht
und seiner Natur nach - mit einigen wenigen Ausnahmen - nicht zur Verölfentlichung
bestimmt war. Zum ersten Male erscheinen Dürer's Briefe, Tagebücher und Reime voll-
ständig in neuhocbdeutscher Sprache. Sie werden in dieser Form gewiss dazu beitragen,
Dürer als Menschen dem deutschen Volke näher zu rücken, als es bisher der Fall war.
Was die Art der Herausgabe betrifft, so muss man diese Publication geradezu
musterhaft nennen. Sie gehört mit zu dem Besten, was auf diesem Gebiete in der neucrn
deutschen Kunstliteratur geleistet wurde. Die Anmerkungen enthalten in knapper Form
und streng wissenschaftlicher Methode Alles, was zur Erläuterung des Textes nbthig ist.
Sie bezeugen, was Fachleute bereits wissen, wie eingehend sich Herr Dr. Thausing mit
Dürer und seiner Zeit beschäftigt hat; eben jetzt ist derselbe an einem grösseren Werke
über Dürer thatig, dessen Erscheinen alle Kunstfreunde mit Spannung entgegensehen.
Wir hoffen, Herrn Dr. Thausing nochmals in den nQuellenschriftenn mit einer Arbeit
über Dürer zu begegnen. Sie soll dasjenige umfassen, was aus den wissenschaftlichen
Arbeiten Dürer's in den Rahmen des Programmes der Quellenschriften passt.
Die beigegebene Karte ist eine sehr willkommene Illustration zu dem Tagebuche
der Reise Dürer's in die Niederlande (Juli 1520 bis Juli 1511), das uns recht deutlich
zeigt, wie in den damaligen Zeiten die niederländische Kunst mitten in der deutschen
stand und wie ungerechtfertigt es ist, in den modernen Handbüchern der Kunstgeschichte
die politische Gestaltung des heutigen Deutschland auf Kunst und Kunstleben im 15. und
I6. Jahrhundert zu übertragen. - Die Ausstattung des Buches von Seite des Herrn
W. Braumüller ist eine ganz vortreliliche.
B. Cocheris, Patrons de broderies dentelles et guipures du XVP siecle. Paris,
1872. (B. K. 3432.)
E. Bougy, Album des ouvrages de dames. Paris, 1872. (B. K. 3433.)
Beide hier angeführte Werke sind sehr ngtzliche Publicationen. Das Album der
Frau E. Bougy enthält einen reich illustrirten Bericht über die Technik aller jetzt üb-
lichen Nadelarbeiten; ist besonders Lehrerinnen oder Frauen zu empfehlen. die sich selbst
über die Technik der modernen Nadelarbeiten orientiren wollen.
Das Buch des Herrn Cocheris, Conservator an der Bibliothek Mazarin, gibt die
genaue Reproduction von vier alten Lyoner Stickmusterbüchern, ist also eine Publication
ähnlicher Art, wie die vom Oesterr. Museum veranstaltete Ausgabe des Siehmacher'schen
Stickmusterbuches. Die von Herrn Cocheris publicirten Stickmusterbücher sind folgende:
1. La fleur des patrons de lingerie, von Cl. Nourry, dit le Prince imprimeur lyonnais
(1501-1533); z. Livre nouveau, dict patrons de lingerie, von Pierre de Sainte Lucie,
dem Nachfolger des Cl. Nourry (I53o--1533); 3. die rPatrons de diverses mnnieresn, von
demselben, und 4. die -S'ensuyvens les patrons de Messire Antoine Belinu, Drucker von
1530-1555. - Die Publicatiun des Herrn Cocheris ist Zeichnern und Stickern bestens
zu empfehlen.
A. Dümmill, Encyclopedie des sciences etc. de la Suisse, suivie d'un guide artistique.
Paris, 1872. (B. K. 3414.)
_ Der bekannte in Paris lebende deutsche Kunstfreund Herr Demmin gibt in dem
vorliegenden Buche einen artistischen Führer durch die Schweiz, der, so wenig er an
übennässiger Gründlichkeit leidet, doch eine sehr willkommene Erscheinung ist, da es
bisher an einem Werke ähnlicher Art in der Reiseliteratur ganz gefehlt hat.