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als Mittelpunkt Eir diese Ausstellung in Folge einer Anregung des dortigen Museums-
Vereiues die Stadt Gitschin und als Zeitpunkt der Anfang October 1866 gewählt worden.
Die traurigen Ereignisse des abgelaufenen Jahres, welche die Stadt Gitscbin zum Schau-
platze blutiger Kämpfe gemacht haben, lisssen leider die Ausführung dieses Projectes nicht
zu; das Project dieser Ausstellung musste auf bessere künftige Zeit vertagt werden.
Selbst in den Reichstheilen, welche vom Kriege nicht unmittelbar betroffen wurden,
hat sich bei der gedrückten Stimmung der Bevölkerung ein geeigneter Boden für die Entfal-
tung der auf das Gedeihen friedlicher Gewerbe gerichteten Thiitigkeit des Museums nirgends
dargeboten. Nach Abschluss des Friedens hat die Direction des Museums noch einen Versuch
machen wollen, eine Filialausstellung in Klagenfurt abzuhalten; die Verwaltung des dor-
tigen historischen Vereines, deren Mitwirkung für diesen Zweck in erster Linie in Anspruch
genommen wurde, fand sich jedoch durch diese Umstände genöthigt, so gerne sie das Un-
ternehmen befördert hätte, den Zeitpunkt als ganz ungünstig zu bezeichnen und die Ver-
tagung der Ausstellung anzurathen.
S0 musste sich denn die Thlitigkeit des Museums für die künstlerischen und kunst-
gewerblichen Bestrebungen in den Kronländern auf die neuerliche Uebersendung einer
grösseren Anzahl von Gegenständen zu der Jahresausstellung des steiermärkischen Kunst-
industrie-Vereines in Graz vom 12. März bis 2. April 1866, auf die Wiederholung einer
kleinen Filinlausstellung in Salzburg, auf die Beschickung der Jahresversammlung des
Architekten- und Ingenieur-Vereines in Prag, auf die Beschickung einer im Mai d. J. ub-
gehaltenen Ausstellung des Geselligkeits-Vereines zu Brüsau in Mähren, auf die Versorgung
der Glas-Industriesohule in Steiuschänau mit den in dieses Fach einschligigen neueren
Acquisitionen und einige ähnliche Schritte beschränken.
Zur Jahresausstellung des steiermiirkischen Kunstindustrie-Vereines wurde im Jahre
1866 eine grössere Anzahl moderner Gegenstände und zwar Arbeiten der englischen Por-
cellanfahrik von Minton 8: Comp., Pariser Gravirungen in Edelstein und Elfenbein von
Jardin Blancoud und Philipps, gewebte Spitzen von Faher k Comp., zahlreiche
interessante Bücher und Kupferwerke aus der Bibliothek und Zeichnungen von Geiässen
und Geriithen aus der Ornamentenstich-Sammlung des Museums entsendet. Die Ausstellung
des Arehitektsn- und Ingenieur-Vereines in Prag wurde im Jahre 1860 nur mit der voll-
ständigen Beihe der Photographien des Museums und einer Reihe interessanter Gypsabgüsse
beschiokt. Die Absendung von in das Gebiet der Architektur einschlägigen Kupferwerken
konnte diesmal wegen der Kürze der Zeit nicht mehr bewerkstelligt werden, ist jedoch dem
Vereine für die Folge in Aussicht gestellt worden.
Beim Schluase des Jahres war das Museum eben beschißigt, einige weitere Filial-
Ausstellungen in Graz, Salzburg und Steinschönau in's Werk zu setzen. Nach dem letzt-
genannten Orte werden eine Collection englischer Krystallglliser von Webh, ein Geschenk
des Herrn Baron Morpnrgo an das Museum, ferner eine Anzahl orientalischer Gläser aus
der Stadt Hebron, sowie die neuesten Bibliotheks- und Kupferstichwerke, Gypsabgüsse und
Photographien gesendet werden.
Der steigende Verkehr des Museums mit den Kronländern hat, abgesehen von diesen
Filial-Ausstellungen, in der Einsendung zahlreicher Kunst- und Industriegegenstände aus
den Provinzen nach Wien einen Ausdruck erhalten. Ans Linz wurde beispielsweise dem
Museum eine grosse Statue in Holz vom Bildhauer Eint, aus Salzburg mehrere Gegen-
stände des dortigen Museums, von Henn Grafen Ohotek in Gross-Prissen einige wertlr-
volle Silbergetüsse, von diversen Stifter-n und Privaten einzelne alte Kunstgegenstände, von
Baron Sourdeau in Vicenza eine reichhaltige sorgfältig angelegte Sammlung diverser
Kunstgegenstände, ferner durch Vermittlung des Herrn Statthaltereirathes Alber aus Padua
eine Reihe von Gypsabgüssen aus der Antoninscapelle eingeschickt.
Die Photographien und Gypsabgüsse des österr. Museums gehen bereits in alle Theile
des Reiches und bilden das bauptsächlichste Mittel, um die Ausstellungen dieser Anstalt
für die Schulen und Fabriken in allen Kronlandern nutzbar zu machen. Ein besonderes
Verdienst um die Verbreitung derselben haben die n. ö. Handels- und Gewerbekamiuer
in erster Reihe, dann die Handelskammern in Prag und Brünn, dort vorzugsweise noch llerr
Schulrath Maresch, in Brünn Herr Dr. Migerka.
Um auch die irn Laufe des Jahres 1866 gemachten Acquisitionen den Fabriken der
Kronllinder möglichst nutzbar zu machen, hat das Museum wiederholt Rundschreiben an
die hervorragendem: Handelskammern gerichtet und dieselben daseine Mal von dem Ankauf
einer Collection von Musterzeichnungen mittelslterlicherFliese von Prof. Hardtle in Stutt-
gart, welche zu jeder Art von Fllchenverzierungen verwendbar sind, ein zweites Mal von
der Erwerbung des artistischen Nachlasses der aufgehobenen Wiener Porcellan-Manufactur
in Kenntniss gesetzt und zur Beniitztmg derselben durch die Industriellen das betredenden
Kamrnerbezirkes aufgefordert. Auf die Benütznng der Herdtlfschcn Mustex-zeichnungen
haben die Handelskammern von Prag, Briinn, Innsbruck Bedacht genommen. Wegen lic-
niltzuug der Modelle und Zeichnungen der k. k, Porcellznfabrik haben sich die Thon-
a: s: