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Ueher das Projcct selbst, welches von dem (hlrator Herrn Prof. Ferstel verfasst 
worden ist, cnthiilt die Nr. 29 der „Mittheilungen des Museums" eine ausführliche, mit 
Illustrationen der Raumvertheilung im Erdgeschosse und ersten Stockwerke versehene Be- 
schreibung. 
XIII. 
Errichtung einer Kunstgewcrbeschule. 
Die dem Museum bei seiner Errichtung gestellten Aufgaben: den Bedürfnissen der 
Kunstindustrie durch Vorführung mustergiltiger Objecte zu begegnen, so wie den Erzeug- 
nissen moderner Kunstindustrie die Gelegenheit zu bieten, sich durch würdige Aufstellung 
geltend zu machen, glaubt dieses Institut in der Zeit seines bisherigen Bestandes nach 
Möglichkeit gelöst und der heimischen Kunstindustrie Impulse gegeben zu haben, welche 
nicht. ohne Nachwirkung auf die Erfolge geblieben sind, deren sich einzelne kunstindu- 
strielle Zweige und zwar gerade jene, welche dem Eiutiusse des Museums nahe standen, 
auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung errungen haben. 
Allein eben so hatte sich schon nach Verlauf kurzer Zeit die Betrachtung aufge- 
driingt, dass, um die Erfolge des Museums in weiteren Kreisen zur Geltung zu bringen 
und sie dauernd zu sichern, die Errichtung einer eigenen Kunstgewerbeschule nothwendig 
sei, welche die Aufgabe hiitte, für die Bedürfnisse der Kunstindustrie auf Grund jener 
Prinvipien, welche für die Wirksamkeit des Museums massgebend geworden sind und mit 
Benutzung der reichen Hilfsmittel, welche diesem Institute zur Veriiigung stehen, tüchtige 
und selbständige Kräfte heranzubilden, welche durch die errungene Vorstufe künstlerischen 
Könnens in der Lage wliren, die heimische Kunstindustris unabhängig von fremdem Ein- 
iiusse zu stellen und einer eigenthümlichen Entwicklung entgegen zu führen. Wie bekannt, 
hatte sich der Wunsch nach Errichtung dieser Kuustgewerbeschule in allen Kreisen, 
welchen ein lebendiges Interesse für die gedeihliche Entwicklung unserer heimischen In- 
dustrie innewohnt, geltend gemacht. Nicht nur der hohe Protectcr des Museums, der 
durchlauchtigste Herr Erzherzog Rainer und die Direction dieses Institutes, 
auch das Handelsministerium, der n. ö. Landtag, die n. ö. Handels- und Ge- 
werbekammer, der Verein der österreichischen Industriellen, die Brünner 
Handels- und Gewerbekammer und der mührische Gewerbeverein haben 
übereinstimmend die Nothwendigkeit der Errichtung dieser Schule anerkannt und für das 
baldige Inslebentreten derselben überzeugende Gründe geltend gemacht. Das bestandene 
Stuatsministerium fand sich unter diesen Umständen veranlasst, fir Begründung dieser 
Schule die einleitenden Schritte zu thun und erliess demnach an die Direction des Museums 
die Autiordernng, ihre diesfalligen motivirten Anträge vorzulegen. Die Direction kmn 
diesem Verlangen durch Vorlage eines umfangreichen Promemorias unter dem 3. März 1866 
nach, worin neuerlich die Nothwendigkcit der Errichtung einer Kunstgewerbeschnle durch 
Darstellung dessen, was in dieser Richtung für die Hebung der Kunstgewerbe in Frank- 
reich, England und Belgien in jüngster Zeit geschehen, betont, und zugleich jene leitenden 
Gesichtspunkte aufgestellt wurden, welche nach ihrer Ansicht bei Begründung einer Kunst- 
ewerbeschule festzuhalten wären. Diese Vorlage wurde noch im März ISIIG an den be- 
standenen Unterrichtsrath geleitet, welcher zur Berathung dieses Gegenstandes eine Com- 
bination der beiden Sectionen für technische Anstalten und Kunstakademien eintreten liess; 
die Berathungen erlitten aber leider durch die zeitweise Abwesenheit mehrerer Mitglieder 
unliebsame Störungen, so dass das Gutachten desselben erst nach Jahresfrist und 
zwar erst im Monate Juli 1867 dem inzwischen reactivirten Ministerium für Cultus und 
Unterricht mitgetheilt werden konnte. Auch der Untenichtsrath betrachtete die Gründung 
einer Knnstgewerheschule als eine für die Industrie Oesterreichs hocbwichtige Angelegen- 
heit nnd widerlegte jene Anschauungen, welche in dieser Richtung dagegen sich geltend 
machen könnten. Der Unterrichtsrath beschränkte sich jedoch nicht auf eine blosse Wür- 
digung allgemeiner Grundsätze, sondern hatte auf Grundlage der in seinen Berathungen 
richtig gestellten Principfragen einen Statutenentwnrf fur diese Schule ausgearbeitet. 
Das Unterrichtsministerium hat dieses Statut einer neuern commissionellen Bera- 
thung unterziehen lassen, welche unter dem Vorsitze des Ministerialrathes Dr. Gnstav 
Pleider und unter Theilnahme des Directors des Museums. des ersten Custos desselben 
und des Akademie-Professors Engerth erfolgte und zur Abfassung eines neuen Statutes 
führte, .weleh' letzteres vom Ministerium St. Majestät unterbreitet wurde. Unter dem 
24. September 1867 erfolgte nun von Seite des Unterrichtsministeriums die für das Mu- 
seum und sein weiteres Gedeihen so hochwichtige und hocherfreuliche Eröffnung, 
dass Se. Majestät mit a. h. Erlasse vom 21. September 1867 die Gründung einer 
Kunstgewerbeschnle auf Grundlage des vom Ministerium vorgelegten 
Stat u te s allergniidigst zu genehmigen gernht haben.
	        
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