IE Versteigerungen der Sammlungen Lipperheide in
München und Lanna in Berlin haben dem
Museum Gelegenheit zu bedeutenden Erwer-
bungen geboten. Auf der Versteigerung der
Lipperheideschen Sammlung, die bei I-Ielbing in
München unter dem diskreten Titel „Auktion des
Kunstbesitzes eines bekannten norddeutschen
Sammlers" vor sich ging, wurden im ganzen für
das Museum 47 Stoffe und Stickereien erworben.
Diese Versteigerung war jedenfalls eine der
bedeutendsten, die in den letzten Jahren auf dem
Gebiete der Textilerzeugnisse stattgefunden hat, und es ist kaum zu erwarten,
daß sobald eine gleichwertige Sammlung wieder in den Handel kommen wird.
Frau Frida Lipperheide inBerlin, die sich als Herausgeberin großer Modeblätter
schon vor Jahrzehnten nicht nur einen bekannten Namen, sondern auch
bedeutende Hilfsmittel zu schaffen wußte, hat sowohl auf Reisen als durch
die verschiedensten Verbindungen - darunter auch mit österreichischen
Fachleuten - fast aus allen Ländern hervorragende Werke zusammenzu-
bringen vermocht. Eine für die Geschichte der Kostümkunde sehr wichtige
Gruppe ihrer Sammlung ist bekanntlich schon vor Jahren in den Besitz des
Berliner Kunstgewerbemuseums übergegangen.
Was nun die Textilsammlung betrifft, um von Kunstwerken und kunst-
gewerblichen Erzeugnissen anderer Art hier zu schweigen, so lag ihre
Bedeutung nicht nur in den tatsächlich vorhandenen und sehr hochwertigen
Prunkstücken, sondern auch darin, daß viele einfachere, aber künstlerisch
eigenartige und technisch bemerkenswerte Stücke vorhanden waren, die Frau
Lipperheide wohl im Zusammenhange mit den Bestrebungen ihrer Zeitschrift,
alte Sticktechniken und alte Stickmuster wieder zu erwecken, gesammelt
Leinenstreifen mit Seidenstickerei in Dunkel-, Blaßrot und Grün, mit dunkel- und blaßroren Klöppelzacken,
XVI. Jahrhundert, Originalbreite 6 Zentimeter.