Zahl der Kannen- und Zinngießer rasch zu,
erreicht im XVJahrhundert ihren Höhepunkt,
zu welcher Zeit in Breslau 15 Kannengießer
als Meister tätig sind, und sinkt auch im folgen-
den Jahrhundert nicht wesentlich herab."
Einen Niedergang bringt erst das XVILJahr-
hundert. Von besonderem Interesse ist die
durch Hintze aktenmäßig festgestellte Tat-
sache, daß die Anfertigung von Zinngüssen
mit Reliefdekor und Ätzarbeit in Schlesien
eine ganz untergeordnete Bedeutung hatte
und das gravierte Zinn an deren Stelle trat,
daß sich also das schlesische Zinngießer-
handwerk nicht dem süddeutschen, sondern
dem norddeutschen Kreise, mit vorwiegend
graviertem Dekor, anschloß.
Die zweite auf der Auktion erworbene
Zinnarbeit ist ein reliefierter Trinkkrug mit
dem Stempel IF und dem Stadtwappen von
Straßburg, einem Schrägbalken auf damas-
ziertem Felde. Die Meistermarke weist auf
den Zinngießer Isaak Faust. dessen
Name nach Demiani von 163g bis 164g
nachweisbar ist. Auf der Mantelfläche
des Kruges befinden sich in ovalen
Rollwerkkartuschen drei allegorische
Gestalten, die der Marsschüssel ent-
nommen sind, anderen französischem
Zinnhumpen mit Gravierung, schlesisch, XV. Jahr- . . .. .
hundm, vommnsich, Ursprung Demiani festhalt, die er aber
Briot zuzuschreiben entschieden ab-
lehnt. Diese Figuren sind, mit verschiedenen Veränderungen im Beiwerk,
die Afrika, die hier zur PATIENTIA wird, die Europa, die sich in eine
SOLERTIA verwandelt, und die Asia mit der Unterschrift NONVI. Mantz
stellt die sehr ansprechende Vermutung auf, die Unterschrift müsse in einem
Zuge gelesen werden und laute in der Übersetzung: Durch Geduld und
Geschicklichkeit, nicht durch Gewalt. - In den Zwickeln zwischen den Kar-
tuschen befinden sich Piianzenornamente und Amoretten. Der Reliefschmuck
des Deckels ist der Mittelplakette der Adam- und Eva-Schüssel entnommen,
die ebenfalls französischen Ursprungs ist, also mit Kaspar Enderlein, wie die
Franzosen meinen, nichts zu tun hat. Der Henkel hat die Form einer ge-
Hügelten Herme. Ein zweites Exemplar dieses Kruges ist bei Demiani, Tafel x 1 ,
Nr. 2, abgebildet. Die dritte der erworbenen Zinnarbeiten ist ebenfalls ein
relietierter Humpen, und zwar eine schwedische Arbeit aus dem Anfange
" l-lintze a. a. O. p. x75.