Auktionskatalog auf Tafel 93 abgebildet, bei Julius Leisching, Sammlung
Lanna, Tafel 37, farbig.
Ferner wurde ein Trinkkrug mit Deckel in silbervergoldeter Montierung
erworben, ein treffliches Beispiel für die tigurale Purpurcamaieu-Malerei
der Du Paquier-Zeit. Fast die ganze Leibung bedeckt ein von Goldlinien
umrahmtes Feld mit der Darstellung der Galathea in Gesellschaft von fünf
Amoretten auf dem Wasser spielend. Auf dem Deckel ist in gleicher Weise
ein Kinderreigen dargestellt. Abgebildet im Auktionskatalog, Tafel 93.
Hohen Seltenheitswert besitzt ferner eine geriefelte Teekanne mit Goldrand,
die Vertiefung der Riefelungen purpurfarbig bemalt, das übrige mit primi-
tiven bunten Blumenranken; allem Anscheine nach ein frühes, unvollkom-
rnenes Versuchsporzellan der Du Paquier-Zeit.
Eines der hervorragendsten der erworbenen Stücke ist die bereits
anläßlich der Wiener Porzellanausstellung weiten Kreisen bekannt gewor-
dene Spülkumme mit Figurenreichem Bacchanal, eine der schönsten Arbeiten
des für die Meißner sowie für die Wiener Fabrik so vielfach tätigen Haus-
dekorateurs Bottengruber. Das Stück trägt am Boden die Signatur A. Botten-
gruber Siles. F. Viennae 1730. J. Folnesics
KLEINE NACHRICHTEN Sh
ERLINER CHRONIK. In den letzten Jahren ist in Ausstellungen ländlicher
Altertiimer öfter gezeigt worden, welch nahe Beziehung zwischen der Volkskunst
und unseren heutigen Bestrebungen in der Architektur und im Kunstgewerbe besteht.
Und die Gemeinsamkeit liegt vor allem in der sachlichen Ausbildung und Formgebung
jedes Dinges aus seinen Material- und Zweckbedingungen; und im Hausbau ist es die
zusammenhangsvolle Gestaltung von Außen- und Innenarchitektur, die organisch gebun-
dene Einheit von Raum und Mobiliar.
Eine weitere, besonders instruktive lllustrierung zu dem Thema gibt jetzt die reiche
schleswig-holsteinische Sammlung, die Karl R. Reiner mit Glück zusammengebracht und
in den neuen Salons der Lennestraße aufgebaut hat.
Ganze Zimmer sind hier aus ihren Originalbestandteilen rekonstruiert. Und diese
holzgetäfelten Dielen, die sogenannten Pesel der reichen Bauernhäuser, zeigen alle die
Eigenschaften, die wir uns heut für das Interieur wünschen: das hohe Holzpaneel in
schlichter Felderung, die Türen in seinem Rahmenwerk einbezogen; ihre Nutzteile, Klinke
und Angeln in blankem Messing, lebendig gegliedert, liegen als ein schmuckes Ornament
auf der dunklen Holzfiäche. Und besonders wirkungsvoll und der Erneuerung wert ist das
schmale verglaste Wandkästchen, das wie eine Supraporte die Tür nach oben abschließt.
Ein Schaukasten ist es, der nach zwei Räumen durchgeht, mit gläserner Vor- und Rück-
wand, und durch solche transparente Lage im vollen Licht eine sehr dankbare Bühne für
edle farbige Gläser. Dies Motiv erfüllt vollkommen einen derHauptsätze unseres Geschmacks-
katechismus, daß der Raumschmuck nicht etwas Äußerliches sein, sondern immer auch
dienende Funktionen übernehmen soll und daß aus der Art des Aufstellens schöner Dinge
selbst ein Raumomament zu gewinnen sei.
Organisch aus dem Wandrahmen ist entwickelt das breitgestreckte dreiteilige Fenster,
an der Unterwand zum Schutz gegen die Feuchtigkeit mit Kacheln ausgefüttert, wie in
den Friesenhäusern auf Sylt, und die Truhen und Sitzbänke, die sich dann um den