Abb. 22. Gemeinnützige Bauuntemehmungen der Stadt Ulm. Einfamilien-Doppelhausbauten, Römerstraßen-
Quartier. Architekt: Reg-Baumeister Holch
tuierten, sondern daß auch neue Anlagen wie zum Beispiel das von Th. Fischer
geschaffene famose „Gmindersdorf" bei Reutlingenl in der Hauptsache
durch das Beispiel Ulms entstanden sind. Im benachbarten Hessen", woselbst
in neuerer Zeit durch den Ernst-Ludwig-Verein eine Menge von Unter-
nehmungen auf dem Gebiet der praktischen Wohnungsfürsorge ihre För-
derung erfahren haben, trieben im Jahre 1903 bloß drei Gemeinden kommu-
nale Bodenpolitik. Seither ist die Zahl auf acht gestiegen, die Zahl der Orte
aber, wo Erbauung von Wohnungen in eigener Regie bereits praktische
Resultate gebracht hat oder mindestens beschlossene Sache ist, beträgt zwölf.
darunter Worms und Darmstadt. Ulm hat also Schule gemacht trotz der
anfangs vielfach in verneinendem Sinne gefällten Urteile und wird es hoffent-
lich in noch weit umfangreicherern Maße tun.
Der dritten Serie ist eine vierte, die „Römerstraße", gefolgt, so daß die
Summe der Leistungen bereits einen höchst respektablen Stand erreicht hat.
Eine fünfte, anschließend an die Römerstraße, liegt im Projekt fertig vor und
wird noch rgog in Angriff genommen.
Den Anfang bezeichnete, wie bereits besprochen, die in bescheidenem
Maßstab ausgeführte Mietskaserne. Sukzessive tritt ein Zurückdrängen
dieser Wohnweise ein. Was von vielen ein für allemal als Unmöglichkeit
hingestellt worden ist, die Erwerbung eines Eigenhauses zumAlleinbewohnen,
es ist, abgesehen von anderwärts geglückten Versuchen, auch bezeichnend
für die stetig höher steigende Entwicklung der Ulmer Verhältnisse. In Berlin
freilich, woher die Verneinung dieser Möglichkeit hauptsächlich ertönte,
sind die Verhältnisse so gelagert, daß jetzt, nachdem kein Terrainfleckchen
" In .der oben zitierten Schrift von Wagners wird das industriell hoch entwickelte Reutlingen unter
andern noch den Städten beigezählt. die der Arbeiterwohnungsfürsorge entbehren.
"' Das nicht sehr große Land zählt heute bereits 40 Baugenossenschaften und Korporationen mit
gleichen Zwecken.