Nr. 5.
Neubauten und Concurrenzen in Oesterreich und Ungarn.
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welche bei den kleinsten Kosten den besten Effect gibt. Hiezu ist
eine, wenn auch nur allgemeine Kenntniss. der Wirkungsweise des
elektrischen Stromes und eine eingehendere der Anwendung desselben
in den obengenannten Fällen unerlässlich. Dass der Architekt oder Bau
meister ein theoretisch und praktisch ausgebildeter Elektrotechniker
sei, kann kein Vernünftiger verlangen. Dass er sich aber die noth-
wendigen allgemeiner! Kenntnisse erwerbe, ist eine täglich dringender
werdende Nothwendigkeit. — Das oben genannte Buch bietet jedem
Gebildeten, besonders technisch Gebildeten Gelegenheit, sich diese
Kenntnisse mit einem Minimum von Mühe zu erwerben, ohne durch
theoretische Erörterungen und mathematische Ableitungen abgeschreckt
zu werden. Es enthält auf 500 Seiten mit vielen Abbildungen eine
populäre und doch streng richtige Darstellung aller wichtigen Gesetze
und Anwendungen der Elektricität. Es ist überaus klar geschrieben
und bildet mit seiner lichtvollen Darstellung eine wohlthuende Aus
nahme unter vielen Büchern seiner Art. Fünf Auflagen, welche ein
ander rasch folgten, sprechen wohl mehr als Worte für das Bedürfniss
nach einem solchen Buche und für die Befriedigung dieses Bedürfnisses
durch das genannte Buch. Bn.
Die Heizungsanlagen. Von F. H. Haase, Civilingenieur und Patent
anwalt, Leipzig 1894—1895. Verlag von Otto Wigand. I. Theil:
Der zum Heizen von Räumen nöthige Wärmeaufwand. Preis
4M. — II. Theil: Die Heizung und die Heizungseinrichtungen.
Anleitung zur Beurtheilung und Beschaffung zweckmässiger Ein
richtungen. Mit i'99 Figuren. Preis 5 M.
»Ich möchte mich über das Heizwesen unterrichten ; welches
Werk können Sie mir zum einführenden Studium empfehlen?« Das ist
eine Frage, deren Beantwortung mir mehr als einmal Verlegenheit
bereitete, umsomehr als stets Grund genug zur Annahme vorhanden
war, es werde, dem Zuge unseres raschlebigen Jahrhundert-Endes
gemäss, eine nicht allzuviel Zeit erfordernde, nicht übermässig an
strengende und doch den Bedürfnissen der Praxis entsprechend
gründliche Belehrung gewünscht.
Der Verfasser, dessen Handbücher über Anlagen für Feuerung
und für Lüftung den spröden Stoff mit Vermeidung der höheren
Mathematik zu bewältigen ehrlich streben, bringt auch in den vor
liegenden Bändchen manche Anregung, die von selbstständigem Denken
zeugt; vielleicht von allzu selbstständigem Gedankengange, der den
Neuling durch die ausführliche Behandlung gewisser Lieblingstheorien
schwer zu einem klaren Ueberblicke gelangen lässt. Dieser Vorwurf
trifft insbesondere den ersten Theil, welcher hauptsächlich gegen die
schablonenmässige Anwendung der auf Grund eines Erlasses der
preussischen Regierung nur mehr in der deutschen Heiztechnick
üblichen Transmissions-Coefficienten kämpft und die Nothwendigkeit
erhärten will, die Wärmedurchlässigkeit in jedem Einzelnfalle unter
Berücksichtigung aller Verhältnisse neuerdings zu berechnen. Ein
Vergleich der obigen amtlichen Transmissions-Coefficienten für volles
Ziegelmauerwerk mit jenen des Verfassers zeigt allerdings nicht uner
hebliche Verschiedenheiten,
Für Mauerstärken von 0‘25 0 38 0‘51 0'6i 0'90 m wird
die Wärmetransmission in Preussen für 1 und 1° Temperaturunter
schied angenommen mit 1'7 T3 1‘1 0 9 0'G5 W. E.\
der Verfasser ermittelt für Aussenwände
ö) aus frischem Mauerwerk mit vollem Verputze
171 1*65 1*28 1*2 111 W. E. und
d) aus altem Mauerwerke, dessen Mörtel vollständig erhärtet ist,
1-33 1T2 0 98 0-92 0 85 W. E.
Manche Daten, die in dem Werke gebracht sind, tragen nun
nicht dazu bei, das Vertrauen zu demselben zu stärken; so. z. B.
werden nur selten sehr gut schliessende Fenster zu finden sein, deren
Spaltweite bloss 0 2 mm beträgt und wird es nicht genügen, »für nicht
sehr sorgfältig gearbeitete Fenster den angegebenen Werth bloss
verdoppelt in Rechnung zu bringen«. Vgl. I. Theil, S. 67. Ebenso
weicht die Berechnung, nach welcher die Wärmeübertragung durch
1 w 2 Heizfläche eines Niederdruckdampfkessels (II. Theil, S. 269)
bloss 4600 bis 5100 W. E. ausmacht, gar sehr von dem, zahlreichen
und sich gut bewährenden Kesseln zugrundeliegenden Heizflächen-
werthe von 80l)0 bis 9ü00 W. E. ab.
Diesen Mängeln gegenüber weist der II. Theil auch Vorzüge
auf, die unbedingt anerkannt werden müssen. So wird das Wesen
wichtiger Berechnungsformeln durch die darnach gerechneten Tabellen
und durch zahlreiche Diagramme in sinnfälliger Weise verdeutlicht;
die Auswahl der in Zeichnung dargestellten Constructionen ist im
allgemeinen eine sorgsame und nimmt zumeist auch auf neuere Ein
richtungen entsprechende Rücksicht; der Text ist nicht aus anderen
Werken zusammengetragen, wie so vielfach üblich, sondern bietet
geistige Arbeit des Verfassers, die sich allerdings gerne in viele
Worte umsetzt. Für Denjenigen, der diese nicht scheut, wird mir die
Antwort auf die eingangs gestellte Frage durch dieses Buch
erleichtert sein Beraneck.
Bericht des Ausschusses für die Wasserversorgung Wiens. Verlag
des Oesterreichischenlngenieur-undArchitektenvereines. Wien 1895.
Nicht bloss in Wien bildet die Wasserversorgung eine stehende
Frage. Einerseits die grossen Kosten der Einrichtung und des Be
triebes, anderseits die grossen Anforderungen der modernen Hygiene
an Qualität und Quantität des zu beschaffenden Wassers machen die
Frage nach der entsprechendsten Wasserversorgung allerwärts zu einer
vielumstrittenen. Was aber speciell in Wien diese Angelegenheit zu
einem beinahe unlöslichen Knoten geschürzt hat, ist der Umstand,
dass sich die politischen Parteien derselben bemächtigt und diese
nur auf dem Boden wissenschaftlicher Erkenntniss lösbare Frage zu
einem Gegenstand endloser Streitereien Unberufener und Unverstän
diger gemacht haben. Jetzt endlich hellt sich dieses Dunkel auf, und
das Verdienst, mit der Fackel der Wissenschaft in das dunkle Labyrinth
der Wiener Wasserversorgungsfrage hineingeleuchtet zu haben, gebührt
ausschliesslich dem Oesterreichischen Ingenieur- und Architekten
vereine. Vor bald drei Jahren stellte Herr A. Freund, Ingenieur der
Kaiser Ferdinands-Nordbahn, der Verfasser des Berichtes, im genannten
Vereine den Antrag, die Wiener Wasserversorgungsfrage einer ein
gehenden fachmännischen Erörterung zu unterziehen. Der Antrag
wurde angenommen und als Resultat der dreijährigen Arbeit des vom
Vereine gewählten Ausschusses und der von demselben zugezogenen
Experten liegt der vom Plenum des Vereines bereits angenommene
Ausschussbericht als stattlicher, reich mit Tafeln und Tabellen
ausgestatteter Band vor. Es ist hier nicht der Ort, auf den Inhalt des
streng wissenschaftlichen Berichtes einzugehen, so innig auch die
Beziehungen sein mögen, welche zwischen jedem städtischen Hochbau
und der Art der städtischen Wasserversorgung sein mögen. Man
denke nur daran, wie sehr eine billige und genügende Wasser
beschaffung fördernd auf die Einrichtung von Bädern, Waterclosets,
hydraulischer Aufzüge etc. wirken würde, wie bedeutend ihr Einfluss
auf die Canalisirung, die Rohrleitungen, die Wassermesseinrichtungen u. A.
im Inneren jedes Hauses sein müsste und wie fördernd die endliche
Inangriffnahme eines so grossen Baues auf die Thätigkeit im Hoch
bauwesen überhaupt wirken würde. — Der classische Bericht des
Wasserversorgungs-Ausschusses, respective seines Referenten, des Herrn
Ingenieurs Freund, wird seinen Weg durch die ganze Welt nehmen, wo
immer man sich für städtische Wasserversorgung interessirt. Vor
Allem ist es aber die Bevölkerung Wiens, die dem Vereine, dem
Ausschüsse und seinem Referenten zu grösstem Danke verpflichtet
ist, die eine Riesenarbeit freiwillig und uneigennützig geleistet haben,
zu deren Lösung eigentlich die Vertretung der Bevölkerung pflicht
gemäss berufen gewesen wäre. Bn.
Ueber Anlage und Einrichtungen nordamerikanischer Bahnhöfe. Von
Ernst Reitler, Ingenieur der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, be
hördlich autorisirter Bauingenieur. Wien, Spielhagen und Schurich.
Gelegentlich der Weltausstellung in Chicago sandte die Ver
waltung der Kaiser Ferdinands-Nordbahn zwei Ingenieure nach den
Vereinigten Staaten, um das Eisenbahnwesen derselben zu studiren.
Die in Rede stehende Broschüre ist ein Separatabdruck aus der
»Oesterreichischen Eisenbahn-Zeitung« nach einem von Herrn Ingenieur
Reitler gehaltenen Vortrage. Leider können wir auf die Ausführungen
der Broschüre, da sie fast ausschliesslich nur eisenbahnverkehrs
technischer Natur sind, nicht eingehen. Wir empfehlen aber das
Studium des Vortrages, der auf einem mit ebenso grossem Fleisse als
Verständniss gesammelten und verwertheten Materiale beruht, jenen
unserer Leser, die sich für solche Fragen interessiren, umso wärmer,
als der Vortrag Vieles für unsere Literatur ganz Neues enthält.
Dem Entgegenkommen
des Verfassers verdanken
wir die zwei Abbildungen,
welche den Grundriss des
Empfangsgebäudes der
Pennsylvania-Bahn in Phila
delphia darstellen und die
typische Anordnung der
Empfangsräume in einem
grossen amerikanischen Auf-
nahmsgebände zeigen. Der
Unterschied den europäi
schen gegenüber ist ein auf
fallender. Unten eine grosse
Empfangshalle mit den ver
schiedenen Casseschaltern,
Garderoben, Gepäcks-Auf-
und Abgabe, oben die ge
meinsamen und die für
Damen gesonderten Warte
räume, Speisesäle, Toiletten,
Anstandslocale, Bäder und
eine Räsirstube. Eine grosse
Zahl von Aufzügen für das
Publicum, wie für Dienst
zwecke, vermittelt nebst
breiten Treppen den Ver
kehr zwischen den Ge
schossen,
Wie man sieht, ist die Anordnung der Räume eine übersicht
liche, ihre Zahl eine kleine. Das Empfangsgebäude in Amerika ist
eben nur dem Verkehr gewidmet, nicht wie hierzulande auf stunden
lange Aufenthalte berechnet. Dabei ist das hier dargestellte. Stations
gebäude eines der neuesten und prachtvollsten, die älteren sind noch
einfacher in Anordnung und innerer Ausstattung. Bn.
Deutsche Concurrenzen, herausgegeben von A. Neumeister, Regierungs-
Baumeister a. Professor und Ernst Haberle, Architekt und
Professor. Leipzig, Verlag von E. A. Seemann. IV. Band, Heft 7.
Dieses Heft enthält die Concurrenzentwürfe für ein Concert-
und Ballhaus ersten Ranges auf dem Anwesen der Brauerei Pschozr
in München. Den ersten Preis erhielt Martin Dälfer in München, den
zweiten Pfann und Blumentritt in München, den dritten H. Seeling in
Berlin, den vierten Müller, Ziebland und Kollmus und Iwan Bäteky m.
München, den fünften Skjold Neckelmann in Stuttgart, den sechsten
Professor Friedrich Thier ich in München. Die dargestellten Lösungen
bieten viel Originelles und Interessantes und reihen sich würdig
den mehr als 40 vorangegangenen Heften der »Deutschen Concur
renzen« an.
1, Stock.