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seinem Oberrand nicht den schweren Leib
eines Menschen oder eines Tieres tragen
kann. Man verwendet zu diesem Zweck
sich kreuzende Baumäste oder entspre-
chend geformte Ornamente, Konsolen aus
Marmor oder Holz (Abb. 33), auch berasten
Erdboden (Abb. 53), obwohl dieser dem
durchaus ornamentalen Charakter eines
Wappens wenig entspricht.
Bei den „mittleren" und „kleinen"
Staatswappen von Österreich, ebenso von
Rußland erscheint der Doppeladler ohne
Schildunterlage, frei schwebend, trägt dafür
aber im mittlerenWappen außer demBrust-
bild noch eine Anzahl von Schilden auf
den Flügeln und ist auch im kleinen Wap-
pen mit Ordensketten und einer über ihn
schwebenden Kaiserkrone geschmückt ". Ein ähnliches Bild bietet auch der
Reichsadler im Wappenbild des Deutschen Reichs und der deutschen Reichs-
lande Elsaß und Lothringen (Abb. 43), nur trägt er in beiden Wappen keine
Schilde auf seinen Schwingen. Einen solchen „Porte d'arme" oder Wappen-
träger sehen wir auch im Adler des Staatsemblems der United States of
America (Abb. 44).
Dieser Aar ist zwar in der Stellung der heraldischen Adler aufgerissen
und golden bewehrt, die Flügel sind dagegen naturalistisch behandelt, die
Naturfarbe der Federn beibehalten. In den F ängen trägt er (heraldisch)
rechts einen Lorbeerzweig, links dreizehn silberne, goldgespitzte Pfeile im
bezug auf die dreizehn alten Staaten der
Union (1777), deren Anzahl auch im
Schilde durch dreizehn Streifen und eben-
soviel Sterne über dem Kopfe des Adlers
symbolisch zum Ausdruck gelangt.
Dieses Wappen der Union gehört mit
zu den besten unter den exotischen Län-
derwappen, die sich in der Mehrzahl in
ihrem Aufbau sehr wenig nach den heral-
dischen Regeln des alten Europas richten.
Sie erhalten dadurch mehr den Charakter
einer Marke, namentlich dann, wenn der
bei uns gebräuchliche heraldische Schild
in Wegfall kommt. Sie besitzen im großen
ganzen mehr einen emblematischen
Abb. 43. Wappen von Elsaß und Lothringen
' „Kunst und Kunsthandwerk", 1908, Nr. 8 und g: Abb. 44. Wappen der Vereinigten Staaten von
Der kaiserliche Adler. Abbildung n bis 16, 18 bis 20. Amerika (nach dem Staatssiegel)