420
Charakter, erfüllen aber trotzdem ihre Aufgabe,
weil bei ihnen, die doch meist jungen Datums
sind, das historische Moment fast gar keine Rolle
zu spielen hat.
Ich halte eine derartige, markenähnliche
Form eines Staatssymbols in Fällen, wo der
Staat selbst eine Neuschöpfung ist, wie zum
Beispiel die Staaten des Nordens und Südens
von Amerika für passender, als wenn ein solcher
Staat sich einen mittelalterlichen Schild und Helm
i zulegen würde.
Mm wwwpen von Bnsüim Eine ganz hübsche Komposition ist zum
Beispiel das Wappen der Argentinischen Repu-
blik: ovaler Schild von Blau über Silber quergeteilt, darinnen sogenannte
„Treuhände" vor einer Freiheitspicke. Oben auf dem mit Lorbeerzweigen
geschmückten Schilde erscheint eine strahlende Sonne, hinter dem Schilde
beiderseits je drei Fahnenin den Farben des Landes: Blau-Weiß-Blau.
Auch das neue Wappen von Brasilien (Estados Unidos do Brazil,
Abb. 45) mit seinem fünfstrahligen Stern in den Landesfarben Grün und Gelb
läßt sich ansehen, weniger gut ist aber dagegen das Emblem des brasi-
lianischen Staates Parana (Abb. 46), eine ziemlich gedankenlose Kopie der
Abbildung 45: derselbe Stern, hier in den Landesfarben von Parana, Grün
und Weiß, tingiert, derselbe blaue Reif oder Bord mit 20 silbernen Sternen
(die Anzahl der brasilianischen Staaten), der hier aber nicht das südliche
Kreuz wie im Sterne von Brasilien, sondern die Landkarte von Parana um-
schließt, welche durch die Betonung
der Hauptstadt Curityba erst kenntlich
gemacht werden muß. Während der
Stern des Bundesstaates mit Kaffee-
und T abakpfianzen geschmückt ist,
erscheint bei Parana der dort heimi-
sche Paraguay-Teestrauch und die
brasilianische Pinie.
Die nächste Abbildung 47 zeigt
den gewöhnlichen Typus der zentral-
undsüdamerikanischenStaatsembleme:
ein Schild mit vielen Fahnen, Flinten,
Säbeln, Lanzen und Kanonenrohren.
Im vorliegenden Wappen des brasi-
lianischen Staates Rio Grande do
Sul ist sogar noch eine Trompete zu
sehen. DieseVorliebe für kriegerischen
Schmuck könnte vielleicht dadurch . _
erklärlich werden, daß man in den Abb. 4a. Wippen von Paranä