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Elefanten und sonstigem asiatischen Getier,
aber ich glaube, man kann, ohne etwas zu
verlieren, hier darüber hinweggehen.
Wie die Wappen der indischen Schutz-
und Tributärstaaten, zeigen selbstverständlich
auch die Wappen der Kolonien des britischen
Königreichs den englischen Typus, bei diesen
noch reiner und strenger, weil sie ja alle das
College of Arms in der Queen Victoria Street
passieren müssen. Über die Eigenheiten der
englischen Heraldik ist in dieser Zeitschrift
früher schon einmal gesprochen worden i". es
sei deshalb nur ein Beispiel, das im Vorjahr am
8. August publizierte Wappen der Common-
wealth of Australia, die neueste Schöpfung
auf diesem Gebiet vorgeführt (Abb. 53). Der weiße, blaubordierte Schild
zeigt das vielbeliebte rote St. Georgskreuz, das von jeher in den Wappen
der australischen Kolonien eine große Rolle spielte, das aber hier noch
von einem schmalen blauen Bordstreifen begleitet wird. Das Kreuz ist
mit fünf sechsstrahligen weißen Sternen belegt. Der blaue Schildbord ent-
hält sechs (Anzahl der Bundesstaaten) weiße Schildchen mit je einem
roten Chevron (erniedrigter Sparren). Als Crest dient ein goldener,
facettierter siebenstrahliger Stern auf einem weiß-blau gewundenen Wreath
(Wulst) gestellt. Als Schildhalter erscheinen auf grünem Rasenboden rechts
ein sitzendes Känguruh, links ein Emu, beide für den australischen Kon-
tinent charakteristische Tieriiguren. Die Devise lautet: „ADVANCE
AU STRALIA".
Mit dem Vordringen der europäischen Kultur erwacht auch bei den
„wilden" Völkern der Drang, wie sie es bei den sie mit der Kultur be-
glückenden Weißen sehen, sich ein bildliches Symbol für ihre Heimat bei-
zulegen und da kommen mitunter oft recht seltsame Kuriositäten zutage, ein
Mixturn compositum europäischer und heimatlicher Motive, man sehe zum
Beispiel das Wappen des westafrikanischen Negerreichs Dahomey (1892)
unter der Regierung des in französischer Gefangenschaft gestorbenen
Königs Behanzin, das sich auf einem Banner im I-Iötel des Invalides zu Paris
erhalten hat. Es zeigt in einem goldenen Schilde einen Hai über einem
Straußenei (Abb. 54). Hinter dem Schilde wächst eine Palme empor, die mit
vier, paarweise zusammengestoßenen Elefantenzähnen belegt ist. Der Schild
wird von zwei Schlangen beseitet.
Aus den hier angeführten Wappenproben aus allen Weltteilen kann
man ersehen, daß diese heraldischen Embleme stets Spuren der nationalen
Eigenheiten der betreffenden Länder an sich tragen, somit auch für die
Kultur- und Kunstgeschichte nicht so ganz ohne Wert sind.
" Jahrgang 189g, Seite 250 bis 25g.
Abb. 54. Wappen von Dahomey