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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 8 und 9)

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übel-strahlte, gewesen, der 
Overbeck und andere viel- 
versprechende Männer und 
Jünglinge nach Wien ge- 
führt hatte. Und hier wur- 
den ihnen durch die herr- 
liche Natur, die Sammlun- 
gen und denVerkehr unter- 
einander die wesentlichen 
Anregungen gegeben, ohne 
die es kaum zu dem ent- 
scheidenden Schritte ge- 
kommen wäre. Overbeck 
war, als er später die Ver- 
hältnisse klarer überblickte, 
auch gerecht und offen 
genug, zu bekennen, daß er 
der Wiener Akademie doch 
auch als Lehranstalt Dank 
schuldig sei, und als hoch- 
gebildeter und sich stets 
weiterbildenderMannfühlte 
er, daß es, wenn Neues in 
die Welt tritt, eben ohne 
Gegensätze und Kämpfe 
nicht abgehen könne. Väter 
und Söhne, Lehrer und Schüler sind ja immer eine Zeit lang im Kampfe mit- 
einander; mit der Reife jedoch erkennt man, was manI-Iausund Schule verdankt. 
Kämpfe hat es aber bei Overbeck und seinen „Brüdern", die man mit 
ihrem Anhang später gemeinhin als Nazarener bezeichnet, allerdings gegeben; 
aber diese Männer gehörten auch zu den größten Neuerern der Kunst über- 
haupt. Und ihr Kampf für das Neue war natürlich zugleich auch ein Kampf 
gegen Altes und Bestehendes. 
Vor allem galt ihr Kampf der Routine und dem öd Systematischen. 
„Es fehlt an Herz, Seele und Empfindung", ruft Overbeck aus, als er über 
die Akademie nach Hause berichtet". 
Auch wehrten sich die jungen Künstler gegen den Eklektizismus, der 
seit Raphael Mengs so üppig geworden war. „Man nehme eine Figur von 
Michael-Angelo und lasse sie von Tizian malen; ja da bleibt sie keine 
Buonarrottische Figur mehr . . ." meint Overbeck mit Recht. „Seinen Ge- 
schmack bilden durch Fleißiges Anschauen und mitunter auch Kopieren der 
 
Ausstellung für christliche Kunst in Düsseldorf. Schelier von Leon- 
hardshoiT, Selbstbildnis, Federzeichnung (DnAugust HeymanmWien) 
" Die Worte Overbecks sind hier nach dem Werke der Mrs. Margarex Howizh „Friedrich Overbeck" 
(deutsch herausgegeben von Franz Binder, Freiburg im Breisgau, 1886) angeführt, einem Werke, das wegen 
seines gewaltigen Umfangs (über xooo Seiten) weniger Leser finden dürfte, als es verdient.
	        
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