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die Bauern in ungeschminkter Naturwahrheit und ist von sentimentaler Schönfärberei
ebensoweit entfernt als von pessimistischer Übertreibung. Seine Gestalten sind nicht
salonfähig, das ist ja der Bauer auch heute nicht. Die kleinen Stücke haben gewöhnlich
eine unbedeutende Handlung, nichtsdestoweniger sind ihre Gestalten echte, warmblütige
Menschen von ausgeprägter Individualität und sie sprechen die Sprache der geradsinnigen,
naiv empfindenden Natur. Wie im Leben, so ist in Lindemayrs Stücken Ernst und Scherz,
Lust und Leid innig verwebt.
Ein Geistesverwandter, wenn nicht ein Schüler Lindemayrs, ist Leopold Koplhuber
(1763 bis 1826), Benedictiner von Kremsmünster, der eine Übersetzung von Otfrieds
Evangelienharmonie sammt einem Kommentar hinterließ, der von einer stannenswerthen
Gelehrsamkeit Zeugniß gibt. Er schuf in seinem „Mvar z'Foastenbüchl" einen urwüchsigen