herausgewachsen haben. Wie bekannt, wurden
schon im Altertum den Kriegerscharen Feldzeichen
in Form von plastischen Figuren der verschiedensten
Art vorangetragen. Die Römer benutzten den Adler,
den Drachen, den Minotaurus, das Pferd, den Eber
etc., ebenso vielgestaltig waren die Zeichen der Ägyp-
ter, Assyrer, Inder und so weiter. Die Normannen,
Angelsachsen und Dänen führten mit besonderer
Vorliebe die Drachenligur, die sie wahrscheinlich
aus ihrer Urheimat, dem fernen Indien, mit nach dem
europäischen Norden und Westen gebracht
hatten. Die englischen Könige benutzten sogar
noch am Ende, des XIV. Jahrhunderts einen
plastischen Drachen, Utherpendragon, neben
ihren Standarten, siehe die „Historia Anglica"
des Matthäus Westmonasteriensis aus dem
jahre 1370. Viele dieser Zeichen, wie der
Löwe, der Panther, der Hirsch, der Adler, das
Einhorn, die Rose, die Lilie, der Mond, der
Stern und so weiter, waren religiöse Zeichen, _ _ _
geheiligte Symbole, unter deren Führung die Q3341;(ffggjifjmfgjafjjffjjfhgf?
Mannschaft siegesbewußt dem feindlichen y
Heere entgegenzog. Diese auf langen Stangen vorgetragenen vergoldeten
oder sonstwie bemalten Rundiiguren (Abb. 2) dienten als Sammelpunkte
der Truppen, waren richtunggebend und aneifernd für die Kämpfenden. Die
Farben dieser plastischen Feldzeichen waren aber von nebensächlicher Be-
deutung, sie spielten keine besondere Rolle, das Körperliche der Figuren war
hier allein ausschlaggebend. Erst als in späterer Zeit das farbige Tuch, die
Fahne, als Feldzeichen Verwendung fand, kam auch die Farbe zu besonderer
Geltung. S0 heißt es zum Beispiel im Nibelungenlied: „er bant ouch zeime
schafte ein zeichen daz was röt" oder im „Ruo1andes Liet" (c. 1173):
„Einen spiez nam er ane thie hant, einen wizen vanen er ane bant." Die,
wie wir sehen, noch leere Farbenfläche der Fahne
bevölkerte sich aber sehr bald mit verschiedenen Fi-
guren, meist religiösen Charakters, unter denen, wie
leicht begreiflich, das Kreuz die hervorragendste Rolle
spielte. So erscheint auf der vierzipfligen blauen
Fahne des normannischen Herzogs Wilhelm des
Eroberers (1066) ein weißes Viereck mit einem gol-
denen Kreuz (Tapete des Doms zu Bayeux aus dem
Anfang des XII.]ahrhunderts), im Kreuzzug des Jahres
118g trugen die Franzosen rote, die Engländer weiße,
die Scharen aus Flandern grüne Kreuze als Heer-
Abb. 3. Aus dem Siegel _ _ __
Heinrichs vonMödlingßzzo) zeichen. Von den Deutschen sind schon aus fruherer
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