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Full text: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 8 und 9)

 
 
 
 
 
 
 
herausgewachsen haben. Wie bekannt, wurden 
schon im Altertum den Kriegerscharen Feldzeichen 
in Form von plastischen Figuren der verschiedensten 
Art vorangetragen. Die Römer benutzten den Adler, 
den Drachen, den Minotaurus, das Pferd, den Eber 
etc., ebenso vielgestaltig waren die Zeichen der Ägyp- 
ter, Assyrer, Inder und so weiter. Die Normannen, 
Angelsachsen und Dänen führten mit besonderer 
Vorliebe die Drachenligur, die sie wahrscheinlich 
aus ihrer Urheimat, dem fernen Indien, mit nach dem 
europäischen Norden und Westen gebracht 
hatten. Die englischen Könige benutzten sogar 
noch am Ende, des XIV. Jahrhunderts einen 
plastischen Drachen, Utherpendragon, neben 
ihren Standarten, siehe die „Historia Anglica" 
des Matthäus Westmonasteriensis aus dem 
jahre 1370. Viele dieser Zeichen, wie der 
Löwe, der Panther, der Hirsch, der Adler, das 
Einhorn, die Rose, die Lilie, der Mond, der 
Stern und so weiter, waren religiöse Zeichen, _ _ _ 
geheiligte Symbole, unter deren Führung die Q3341;(ffggjifjmfgjafjjffjjfhgf? 
Mannschaft siegesbewußt dem feindlichen y 
Heere entgegenzog. Diese auf langen Stangen vorgetragenen vergoldeten 
oder sonstwie bemalten Rundiiguren (Abb. 2) dienten als Sammelpunkte 
der Truppen, waren richtunggebend und aneifernd für die Kämpfenden. Die 
Farben dieser plastischen Feldzeichen waren aber von nebensächlicher Be- 
deutung, sie spielten keine besondere Rolle, das Körperliche der Figuren war 
hier allein ausschlaggebend. Erst als in späterer Zeit das farbige Tuch, die 
Fahne, als Feldzeichen Verwendung fand, kam auch die Farbe zu besonderer 
Geltung. S0 heißt es zum Beispiel im Nibelungenlied: „er bant ouch zeime 
schafte ein zeichen daz was röt" oder im „Ruo1andes Liet" (c. 1173): 
„Einen spiez nam er ane thie hant, einen wizen vanen er ane bant." Die, 
wie wir sehen, noch leere Farbenfläche der Fahne 
bevölkerte sich aber sehr bald mit verschiedenen Fi- 
guren, meist religiösen Charakters, unter denen, wie 
leicht begreiflich, das Kreuz die hervorragendste Rolle 
spielte. So erscheint auf der vierzipfligen blauen 
Fahne des normannischen Herzogs Wilhelm des 
Eroberers (1066) ein weißes Viereck mit einem gol- 
denen Kreuz (Tapete des Doms zu Bayeux aus dem 
Anfang des XII.]ahrhunderts), im Kreuzzug des Jahres 
118g trugen die Franzosen rote, die Engländer weiße, 
die Scharen aus Flandern grüne Kreuze als Heer- 
 
Abb. 3. Aus dem Siegel _ _ __ 
Heinrichs vonMödlingßzzo) zeichen. Von den Deutschen sind schon aus fruherer 
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