außer dieser oder jener neuen Erscheinung im Gebiet der zur Vorfüh-
rung gelangten Manufakturen nichts weiter zeigen konnte, so hat sie doch
sicher erwiesen, daß die früher in Anspruch genommene absolute Präp0n-
deranz der Meißener Manufaktur keine unbestrittene sein kann. Vielmehr
können Nymphenburg und Frankenthal zum mindesten in ihren hervor-
ragenden Erzeugnissen sich auch mit dem Besten, was an europäischem
Porzellan im XVIII. Jahrhundert geschaffen worden ist, getrost messen.
KLEINE NACHRICHTEN
IE AUSSTELLUNG DER K. K. FACHSCHULE FÜR KUNST-
STICKEREI IN WIEN. Zu Ende des Schuljahres 1908 bis 1909 fand im Textil-
saale des k. k. Österreichischen Museums eine Ausstellung von Arbeiten der k. k. Fach-
schule für Kunststickerei in Wien statt; es entspricht den Vorschriften der Schule, daß
solche Ausstellungen alle drei Jahre veranstaltet werden.
Wir müssen gestehen, daß im allgemeinen kaum etwas so peinlich ist, wie über eine
Schülerausstellung berichten zu sollen. Man weiß meist nicht, was der Lehrer und was der
Schüler gemacht hat, und fürchtet immer, zum besten gehalten zu
werden. Nun, bei dieser Ausstellung konnte man deutlich sehen:
das waren wirklich die Arbeiten fortschreitender und sicher ge-
leiteter Schülerinnen.
Die im Jahre 1874 begründete Lehranstalt hat ja bereits eine
an Ehren und Erfolgen reiche und stetige Entwicklung hinter sich;
wir fanden dieses Institut zufällig erst vor wenigen Tagen beim
Nachschlagen in Max Heidens bekanntem „Wörterbuch der Textil-
kunde" an hervorragender Stelle erwähnt, und wir wissen, daß
zahlreiche der Schülerinnen heute im In- und Auslande einen ge-
achteten Wirkungskreis gefunden haben.
Es ist ein Glück, auf so sicheren und erprobten Überlieferungen
fußen und sie, ohne Erschütterung der Grundlagen, ruhig weiter
entwickeln zu können. Die jetzige wohldurchdachte
Organisation, die vor einigen Jahren auf Grund langer
Erfahrungen vom Ministerium mit behutsamer Hand
vorgenommen wurde, teilt die Schule in drei Jahr-
gänge und einen Vorbereitungskurs. Eine genossen-
schaftliche Werkstätte, die gleichfalls der Initiative des
Ministeriums ihre Entstehung verdankt, stellt sich als
eine naturgemäße Weiterentwicklung des früheren
„Atelierkurses" der Schule dar, hat aber nun eine von der
Schule unabhängigere Stellung und ist schon ein Stück des
schaifenden Lebens selbst geworden, nicht nur des vor-
bereitenden, wie es eine Schule sein soll.
Besonders vorteilhaft scheint in dieser Organisation
Theorie und Praxis miteinander verwoben zu sein. Neben
der eigentlichen Ausübung des Stickens, die selbstver-
ständlich die Hauptsache in dieser Anstalt sein muß,
bemerkt man überall die Ausbildung von Hand und Auge
durch Zeichnen und Malen. Vor allem dünkt uns auch der Venus und Amor. Ansbach Uuüus
Gedanke trefflich, daß in den einzelnen Jahrgängen neben Böhler, München)
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