471
zumeist für Goldstickerei, und von Stoffen für Applikation. Dieser Kurs verteilt sich übri-
gens auf alle Stufen, je nach der Anforderung der einzelnen Abteilungen.
Der eigentliche Vorbereitungskurs, der in jedem Sommerhalbjahre vier Monate dauert,
übernimmt Mädchen aus den Bürgerschulen von mindestens vierzehn Jahren; neben Wien,
das natürlich vorherrscht, sind abwechselnd wohl alle Teile Österreichs vertreten. Dieser
Kurs, der hauptsächlich Fräulein Brunner, Fräulein Ihm und (für Weißstickerei) Frau
Schinnerer zugewiesen ist, pflegt die einfacheren Sticharten und Knüpfungen und stellt
durch Sonderung der befähigteren von den minder geeigneten Bewerberinnen zugleich
eine Art Aufnahmsprüfung dar, die jedenfalls mild und gerecht genannt werden kann.
Ausstellung der k. k. Fachschule für Kunststickerei in Wien. Studien in Nadelmalerei von Fräulein N. von
Stepski (III. Kurs)
Vom ersten Kurse sehen wir zunächst die Leistungen des Zeichenunterrichtes, der
diesmal unter Leitung des Fräuleins I-Iofmanninger steht, einer schon durch ihre Spitzen-
entwürfe bekannten Künstlerin. Der Zeichenunterricht ist nämlich so eingerichtet, daß
die beiden Lehrerinnen 7 neben der genannten Dame das Fräulein Stempkowska 7 jedes-
mal ihre Schülerinnen durch die ganze Studienzeit hindurch geleiten.
Wie gesagt, hat man es sich zur Regel gemacht, Zeichnung und Studium der
Techniken möglichst Hand in Hand gehen zu lassen. Im ersten Kurse, wo die Schülerinnen
verhältnismäßig noch wenige Techniken kennen, rnul] natürlich das Naturstudiurn und das
Entwerfen einfacher Zeichnungen, wie Bordüren, überwiegen. Doch wird das Gefühl für
Flächenfüllung und Farbe offenbar in sehr glücklicher Weise gefördert.