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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 8 und 9)

Charakter _ zeigt Wandkästen, kleine Truhen, Kastenuhren auf Kugelfüßen sehr material- 
gerecht, mit sparsam angewandtern Zierat der Flachschnitzerei. Originell sind Daniel 
MeineckesDrechseleien. Meist aus hellem braungelb flammigen Buchsholz. Kräftig rustikale 
Formen liebt er, Faß- und Tonnengestalt, aus dem vollen Baumstammholz herausgeholt. 
Aber auch graziösere Figuren liegen ihm, schlankstenglige Schalen, Schalen auf zierlichem 
Sockel, Miniaturtischchen, Schalen in runder Bassinform, die gelbe Rundwand eingefaßt 
von schwarzen, weißkxiopiigen Standpfosten. 
Die Bedeutung dieser Nürnberger Arbeiten liegt nicht in dem persönlich-künstle- 
rischen Wert, das hieße sie überschätzen. Worauf es hier bei diesen Kursen ankommt, 
ist, daß Handwerker, die ihre Arbeitstechnik verstehen, Blick und Takt erwerben für die 
Anwendung materialgemäßen Schmucks, für Proportions- und Stoffschönheit, für die 
ästhetische Ausbildung des Zweckvollen. 
Und dafür gibt diese Auslese ein gutes Zeugnis. F. P. 
MÜNCHNER AUSSTELLUNGEN. Neben der Internationalen Kunstausstellung 
im Glaspalast, die wenigstens der Masse der ausgestellten Kunstwerke nach diesmal 
besonders glänzend ausgefallen ist und auf der Österreich inhaltlich gut, bezüglich des 
Eindrucks seiner Räume vielleicht am besten unter allen ausstellenden Ländern ab- 
geschnitten hat, brachte die künstlerische Sommersaison in München nicht weniger als 
drei kleinere Ausstellungen, wenn man von den Wettbewerbsschauen absehen will. Für 
München und Bayern waren unter den letzteren übrigens zwei besonders wichtige, für 
München einmal der Wettbewerb um den Neubau des sogenannten Augustinerstocks, 
eines ehemaligen Augustinerklosters, dann Zentraljustizgebäudes, das in seiner trostlos 
nüchternen und zugleich verfallenen Erscheinung nicht gerade zur Zierde des verkehrs- 
reichsten Mittelpunktes der Stadt zählte. Der Streit um die Erhaltung der zugehörigen, seit 
hundert Jahren als Mauthalle dienenden, früher sehr interessanten, jetzt aber schrecklich 
verwahrlosten Kirche oder richtiger Kirchenruine hat manches Jahr gedauert. Der Masse 
der Entwürfe entsprach nicht die Mannigfaltigkeit der Ideen, das vorhandene Bauschema 
war eigentlich in den meisten Projekten nur ins Modernere und Reichere variiert. Fast 
ebensoviel künstlerische Anregung gab die zweite, ein rein technischer Wettbewerb, die 
Konkurrenz der großen Wasserkraftanlage am Walchen-Kochelsee, die den ersten Schritt 
der Industrialisierung des kohlenarmen Südbayerns bedeuten soll. Von den drei kleineren 
Ausstellungen mit künstlerischer Prägung spielt die erste sich in den alten Räumen des eben 
genannten Augustinerstocks ab. Es ist eine Ausstellung „bemalter Wohnräume", die von 
den Münchner Dekorationsmalern veranstaltet wurde. Eine innere Notwendigkeit, eine 
solche Ausstellung zu machen, die neben den doch nur vereinzelt auf künstlerische Be- 
deutung Anspruch erhebenden gemalten Möbeln die Wand und Decke bald in moderner, 
bald in historischer Auffassung zeigt, lag wohl nicht vor, wenn auch nicht geleugnet 
werden soll, daß hier aus dem eigentlichen Handwerk heraus die Ansätze zu wirklich 
künstlerischer Arbeit sichtbar werden. Weit vomehmer ist die im rgo8 entstandenen 
Ausstellungspark veranstaltete Japanausstellung. Der Titel „japan und Ostasien in der 
Kunst" wird freilich vom Inhalt nicht ganz ausgefüllt. Die frühe chinesisch-japanische 
Malerei vom XIV. bis XVIII. Jahrhundert ist aber in ihrer Entwicklung nicht nur gut 
zu verfolgen, sondern, was die Hauptsache ist, in nicht allzureichen, aber fast durch- 
wegs erstklassigen Bildern vertreten. Ganz ausgezeichnet ist der japanische Farben- 
holzschnitt, dessen auch den Westen bezwingender künstlerischer Macht man in dieser 
Eliteausstellung kräftig bewußt wird. Von der Holz- und Bronzeplastik, der Waffen- 
verzierung, der so überaus reichen Keramik, der Lackkunst, den Textilien Ostasiens gibt 
aber die Ausstellung ein sehr lückenhaftes Bild, das ohne die Beteiligung großer Händler, 
wie L. Bernheimer in München, geradezu ärmlich sein würde. Über die dritte Ausstellung, 
diejenige alten bayrischen Porzellans im Bayrischen Nationalmuseum, wurde bereits an 
anderer Stelle dieses Heftes berichtet. H. St.
	        
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