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gekrönt (Abb. x02) und diese in
einzelnen Fällen - wie beispiels-
weise bei einer Tiroler Ofentype
- mit Kriegsleuten besetzt,
welche in Verteidigungsstellung
Steine und Geschosse auf den
Angreifer herabschleudern. Wie
in Österreich die ersten Versuche,
die aus der Topfkachel ent-
standene Schüsselkachel weiter
auszuschmücken, ausgesehen
haben mögen, zeigt das aus Tirol
erworbene Exemplar mit der pri-
mitiven Darstellung der Kreuzi-
gung im Schüsselboden (Abb.
104). Für unsere älteste, auf die
Fliesenkachel zurückzuführende
Tafelkachel ist das für Salzburg
typische Exemplar mit einer
Falknerin ein guter Vertreter.
Auf deutschem Boden war
die Entwicklung der Kachel die
gleiche; sie ist dort jedoch rascher
vor sich gegangen als in Öster-
Abb. no. Grüne Kachel mit der Reiterflgur des heiligen reich. Aus diesem Grund scheint
Georg. Fränkisch, beginnendes XVI. Jahrhundert. Höhe Sie auch Periode der großen
N4 Meter buntfarbigen Nischenkachel, wo-
für wir in den Alpen und im Erzgebirge so glänzende Beispiele nach-
weisen konnten, übersprungen zu haben. Die Verwendung mehrerer Farben
auf einer Kachel muß am Ausgang des XV. Jahrhunderts in den Ofen-
hafnereien des heutigen Süddeutschlands nicht allgemein bekannt gewesen
sein. Nur so erklärt es sich, daß dieses Land keine bunte Nischenkachel
von Bedeutung nachweisen kann. Dort, vornehmlich in Baden, Württem-
berg und Bayern stand das Kunsthandwerk zur Zeit, als die Technik der
Herstellung verschiedenfarbiger Glasuren über die Alpenländer zur Kenntnis
der Hafner gelangte, bereits vollkommen unter dem Einflüsse der Früh-
renaissance. Einfarbig grün sind die gotischen Stücke, welche die Sammlung
in Mittel- und Süddeutschland erworben hat - eine Kachel mit zwei blinden
Rundfenstem über der Spitzbogennische (Abb. 105) und ein fränkisches
Exemplar, welches die Figur des heiligen Georg nicht in der Nische,
sondern dieser vorgesetzt, in durchbrochener Arbeit trägt (Abb. 106). Bedeu-
tender erscheint hinsichtlich ihrer reinen grünen Glasur und der besonders
scharfen Pressung die Kölner Kachel mit schönen Architekturen und
gekreuzten Disteln über den Initialen MA (Abb. 107). Eine Kachel mit dem