Abb. 113. Ofen der süddeutschen Frührenaissance.
Stammt aus Lindau. Höhe 2-50 Meter. (Vergleiche
Abb. 1x4)
der Renaissance angehören. An Hol-
beins Lust am Schaffen baukünstle-
rischer Gebilde erinnern die Teilung
der Nischendecke, die seitlichen Säulen-
ständer, die Mittelkonsole mit dem
Hängezapfen und die darüber ange-
ordneten drei stehenden Kinderiiguren
mit den Festons zwischen regelmäßig
verteilten Ranken. Die Fußplatte deckt
ein Fries mit spielenden Kindern. Es
sind keine Gestalten in der Art der ge-
flügelten Putten Donatellos, des Bug-
giano oder des Giovanni da Pisa,
sondern wirkliche Kinder ohne Flügel
von großer schlanker Körperbildung
- etwa wie sie Luca della Robbia
schuf. Dieser hat die Vorwürfe für seine
Friese mit den in tollem Treiben be-
wegten Kindern den Bildern des täg-
lichen Straßenlebens entnommen und
von ihm und den Norditalienem ent-
lehnten sie wieder die Künstler der
deutschen Frührenaissance, in erster
Linie Holbein. Seine Vorliebe für die
Darstellung genrehaft realistischer
Kinderszenen bewies er mit einem
Buchtitelholzschnitt, der sogenannten
Cebestafel, deren iigurenreiches Bild
nach vorne mit einer Mauer abge-
schlossen wird und vor der eine Schaar
Kinder allerhand Unfug treibt. Das
leere Schild im Kinderfries unserer
Kachel gehört seiner von der Roß-
stime entlehnten Form nach dem nord-
italienischen Formenschatz der Renais-
sance an; von deutschen Künstlern hat
es aber keiner so häufig entlehnt wie
Holbein. Man vergleiche in erster Linie
sein Marienbild aus dem Jahre 1514 in
Basel und das Bücherzeichen des
Johannes Froben. Die Herkunft der
Kachel aus Vorderösterreich, dem Breis-
gau, Sundgau oder der Freigrafschaft
Burgund erscheint somit durch die unmittelbare Nähe der Stadt Basel, sowie