durch den Holbeinschen Charakter des Stückes
hinlänglich beglaubigt und wird noch durch
die, dem Adler im Fond beigegebene Devise
Kaiser Karls V. „Plus ouß." begründet. Eine
Kachel mit der Reiteriigur des heiligen Georg
ist bemerkenswert, weil sich der
I-Iafner als Modelleur genügte und
die Hohlforrn eigenhändig her-
stellte (Abb. 1x0). Mit dem an-
brechenden XVI. Jahrhundert
wächst bei der Ofenkeramik
Deutschlands das Streben nach
künstlerischer Ausführung, und
der Süden, welcher in erster Linie
aus dem Motivenschatz der Re-
naissance schöpfen konnte, über-
nimmt die Führung in künstle-
rischer Hinsicht und verwertet
die technischen Fortschritte in
der Behandlung des Rohmaterials
und der Herstellung der Zinn- und
Bleiglasuren. Es entsteht eine
Reihe vorzüglicher Öfen, deren
Kacheln, aus fein geschlemmtem
Ton verfertigt, Darstellungen von
künstlerischer Konzeption und
Modellierung tragen. Eine dünn
aufgetragene Bleiglasur von war-
mer grüner Farbe läßt das Relief
in seiner ganzen Schärfe hervor-
treten und gibt ihm eine glän-
zende Wirkung. Auffallend ändert
Abb. 114. Bunte Krönungskachel. Süddeutsch, XVIJahr- SiCh auch 11110111611? das Kachel-
hundert, erstes Drittel. Hiihe v3: Meter. (Vergleiche den format Vvährend die Spätgotik
Ofen in Abb. x13) _ , , _ ,
die Vertikale gle1chw1e in der
Tracht, in der Formgebung der Räume und Möbel, so auch in der Gestalt
des Ofens und der einzelnen Kachel betonte, tritt mit dem Beginn des
XVI. Jahrhunderts die Horizontale in ihre Rechte. Es ist der Ausdruck eines
neuen Stilgefühls, dem sich alles Geformte, von der Architektur bis zurn
Möbel, unterwirft. Die Kachel dieser Zeit geht also im Gegensatz zur
gotischen mehr in die Breite, indem sie gleichseitig gestaltet wird. Dadurch
wurde auch der ganze Ofen stabiler - gleichwie die Menschen in ihrer
neuen Tracht entschiedener und gewichtiger auftraten und fester auf dem
Boden standen als die schlanken und geschmeidigen Gestalten auf den lang-