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„der Traum" wiederfinden. Der Ofen bei Figdor ist einfarbig grün und nur
die übereck liegende Rose bei der obersten Kachelreihe des Feuerkörpers
in mehreren Farben glasiert. Im Rahmen der Nischenkacheln fehlt unter der
Krone das Familienwappen, das jedenfalls im Originalmodel vorgesehen
war. Der Hafner hat es nach der Rohherstellung des Rahmens, also
noch vor dem Brande, herausgeschnitten und ließ nur die Krone mit den
Kronendecken bestehen, um
auch andre Besteller mit dieser
Kachel befriedigen zu können.
Ein genaueres Bild der Kachel
gibt uns die Abbildung 1x4. Sie
ist als Krönungskachel noch mit
einemAufsatzversehen - einem
gelb glasierten Löwen, der mit
der rechten Pranke eine Eiche
umfaßt. Das Stuttgarter Museum
besitzt einen Ofen aus Ravens-
burg mit der gleichen Kachel-
type und das germanische Mu-
seum in Nürnberg den schönsten
und frühesten Repräsentanten
dieser Periode im Ochsenfurter
Ofen, der bisher fälschlich als
dem XV. Jahrhundert ange-
hörend bezeichnet wurde. Er
ist frühestens in der Zeit von
1510 bis 1515 entstanden und
zeigt demgemäß auch die aus-
gesprochene Renaissanceform
im ganzen Aufbau. Mit dem
Ochsenfurter Ofen etwa gleich-
zeitig ist die kleine, in den Farben
Gelb, Grün, Blau und Weiß
glasierte Kachel der Sammlung '
Abb. 1x6. Buntglasiert: Kachel mit dem Wappen der Grafen
II5)' Mann im grü- Mirhach. Fränkisch, um 1520. Höhe 015 Meter
nen Mantel, die Rechte an den
Griff des Dolches legend, weist mit der Linken nach dem langen Schrift-
band, auf dem die Worte stehen: „Ich gedenck mir vol das ich es auch
pHag." Diese Figur ist einer Folge von Darstellungen aus einem Liebes-
kalender entnommen, von dem wir eine spätere Wiederholung im Stamm-
buch des Regensburger Karl Elsenhaimer aus dem Jahre 1617 (in der Samm-
lung Figdor) vorfinden. Die einzelnen Altersstufen äußern sich über den Kuß
folgendermaßen: „Das Kind - Als ich nicht begert, mirs offt geschah; der
Jüngling - Jetzt wünsch ich mir es alle Tag; der Mann - Unnd ich so oft