Abb. x25. Bunte Gesirnskachel mit zwzi raufenden jungen Männzrn. Östzrreichische Alpanländer, nach 1500.
Höhe 016 Meter
alleinstehende Figur Delilas in der Kunst des XVI. Jahrhunderts kaum eine
Wiederholung fände. Dieser Darstellung liegt übrigens die Tendenz zu-
grunde. die Macht des Weibes über jeden, auch über den stärksten Mann
zu zeigen, und wenn für Delila im Gegensatz zu dem, vermutlich bekleidet
und mit Waffen bewehrt dargestellten Simson die Nacktheit gewählt wurde,
ist dies eine nicht unbegründete Anerkennung eines besonderen Mittels
weiblichen Einfiusses und weiblicher Stärke. So läßt auch Hans Baldung
in seinem Holzschnitt vorn Jahre 1515 Phyllis vollständig unbekleidet auf
dem Rücken des Aristoteles reiten. Phyllis trägt eine Haube auf dem Haupt
und ähnlich hat Dürer den nackten Frauen auf seinen Blättern „Das Meer-
wunder", „Nemesis" und „Die vier Frauen" Hauben, Kopftücher oder Haar-
schmuck gegeben, um den entblößten Körper noch mehr zu betonen. Die
künstlerische Qualität der Delila-Kachel ist eine bedeutende, denn das pla-
stische Moment nähert sich hier dem Hochrelief, die Zeichnung des weib-
lichen Aktes weist auf einen hervorragenden Formschneider und die bunten
Farben auf eine künstlerisch gebildete Werkstätte. Die Stadt Wels in Ober-
österreich ist der Erwerbungsort und vermutlich auch die Heimat dieser
Kachel. Hier waren um 1530 die Meister Hans Zeller, Hans Wolff und Hans
Stadler tätig. Der eigentliche Stadthafner war Hans Stadler der ältere, zu-
gleich Zechmeister der Zunft, dessen Werkstätte an Meister Andreas Finckh