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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 6 und 7)

den Straßen Neue Sulze und 
Am Sand sowie am Portal des 
Fürstenhofs zu Wismar, der als 
das wichtigste Denkmal nord- 
deutscher Terrakottaplastik zu 
gelten hat. In Oberbayern 
wurden ähnliche Formstücke 
hergestellt und auch dort kann 
unser Medaillon entstanden 
sein. Aus Weimar stammt das 
in kleinen Dimensionen aus- 
geführte Modell für eine Kachel. 
Es ist 1536 bezeichnet und 
trägt die mit Farben bunt 
bemalte Figur der Minerva 
(Abb. 65). 
An Werken vollrunder 
Tonplastiken deutscher Her- 
kunft ist die Sammlung Figdor 
entschieden die reichste. Die 
Gruppe mit der Samariterszene 
aus der Legende des Wilhelm 
von Albonac und des Königs 
Alfred III. von Mercien kommt 
aus dem Rathaus von Nörd- 
lingen in Bayern (Abb. 66). In 
der Modellierung sind die Fi- 
guren vorzüglich. Bäume bil- 
dete der Künstler, indem er 
einzelne Eichen- und Buchen- 
blätter aneinander reihte. Mit deutlicher Absicht hat er bei den Köpfen den 
Auftrag bunter Glasur vermieden, urn dort alle Details der Modellierung zur 
Geltung zu bringen. 
Gleichwertig als Plastik und als Werk der Hafnerkunst steht diese 
Gruppe an der Spitze derartiger Arbeiten, die nahezu alle ihre Heimat in 
Süddeutschland finden. So stammt auch ein Fruchtaufsatz in Gestalt eines 
hockenden, die Schale tragenden, langbärtigen Mannes aus Bayern (Abb. 67). 
Nordtirol ist mit den Scherzgefäßen des Christof Gantner in Innsbruck 
lediglich nur in den kunsthistorischen Hofsammlungen vertreten; doch hat 
Figdor dafür das bedeutendste Werk aus Salzburg erwerben können. Es ist 
die berühmte Zunftplatte mit den freihändig gearbeiteten Figuren, das Hand- 
werkszeichen der Salzburger Hafner aus dem damaligen Zechenhaus -- 
heute Steingasse 26 (Abb. 68). In der durch eine Säule geteilten Doppel- 
nische ist der Hafnermeister, die Töpferscheibe vor sich, bei der Arbeit 
Abb. 63. Relief aus Terrakotta. Rheinisch oder niederländisch, 
um 1490. Höhe 014 Meter
	        
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