den Straßen Neue Sulze und
Am Sand sowie am Portal des
Fürstenhofs zu Wismar, der als
das wichtigste Denkmal nord-
deutscher Terrakottaplastik zu
gelten hat. In Oberbayern
wurden ähnliche Formstücke
hergestellt und auch dort kann
unser Medaillon entstanden
sein. Aus Weimar stammt das
in kleinen Dimensionen aus-
geführte Modell für eine Kachel.
Es ist 1536 bezeichnet und
trägt die mit Farben bunt
bemalte Figur der Minerva
(Abb. 65).
An Werken vollrunder
Tonplastiken deutscher Her-
kunft ist die Sammlung Figdor
entschieden die reichste. Die
Gruppe mit der Samariterszene
aus der Legende des Wilhelm
von Albonac und des Königs
Alfred III. von Mercien kommt
aus dem Rathaus von Nörd-
lingen in Bayern (Abb. 66). In
der Modellierung sind die Fi-
guren vorzüglich. Bäume bil-
dete der Künstler, indem er
einzelne Eichen- und Buchen-
blätter aneinander reihte. Mit deutlicher Absicht hat er bei den Köpfen den
Auftrag bunter Glasur vermieden, urn dort alle Details der Modellierung zur
Geltung zu bringen.
Gleichwertig als Plastik und als Werk der Hafnerkunst steht diese
Gruppe an der Spitze derartiger Arbeiten, die nahezu alle ihre Heimat in
Süddeutschland finden. So stammt auch ein Fruchtaufsatz in Gestalt eines
hockenden, die Schale tragenden, langbärtigen Mannes aus Bayern (Abb. 67).
Nordtirol ist mit den Scherzgefäßen des Christof Gantner in Innsbruck
lediglich nur in den kunsthistorischen Hofsammlungen vertreten; doch hat
Figdor dafür das bedeutendste Werk aus Salzburg erwerben können. Es ist
die berühmte Zunftplatte mit den freihändig gearbeiteten Figuren, das Hand-
werkszeichen der Salzburger Hafner aus dem damaligen Zechenhaus --
heute Steingasse 26 (Abb. 68). In der durch eine Säule geteilten Doppel-
nische ist der Hafnermeister, die Töpferscheibe vor sich, bei der Arbeit
Abb. 63. Relief aus Terrakotta. Rheinisch oder niederländisch,
um 1490. Höhe 014 Meter