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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 6 und 7)

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Figuren einer Ölberggruppe aus der zum Stift gehörigen Filialkirche zu Stein- 
bruch. Gleichfalls aus Oberösterreich stammt die mit den Figuren des Christus 
und der drei Lieblingsapostel vollständige, jedoch unglasierte Ölberggruppe 
in Kreuzenstein. Niederösterreich besitzt das große Tonrelief mit der Dar- 
stellung der heiligen Dreifaltigkeit in der Pfarrkirche zu Weikersdorf und die 
dreizehn Figuren - Christus und die Apostel - vom I-Iafnerhause Nr. 7 
(alte Nr. 7x5) am Hafnersteig in Wien. Einen solchen Besitz an Werken aus 
gebranntem Ton und von so gewaltigen Dimensionen weiß für die Periode 
i4go bis 1520 kaum ein andres Land Mitteleuropas nachzuweisen. Am näch- 
sten kommt noch Bayern mit seinen Aposteln in Kalchreut, einem Dorfe nörd- 
lich von Nürnberg. Diesen Figuren schließen sich ein lebensgroßes Standbild 
eines bärtigen Mannes in der Sebaldus-Kirche, weitere Apostelfiguren in der 
Jakobs-Kirche und irn Germanischen Museum, sowie eine kniende Frauen- 
gestalt im gleichen Besitz an. Von diesen Tonplastiken ist die letztgenannte 
- eine Magdalena von einer Kreuzigungsgruppe oder eine Maria von einer 
Grablegung - für uns die wichtigste, weil sie mit den Ölbergtiguren in 
St.Florian und in Kreuzenstein übereinstimmt. Sind die Nürnberger Bildwerke 
aus Ton sämtlich Werke ein und derselben Schule oder sogar, wie Graf 
Pückler-Limpurg aus manchen Einzelheiten mit Sicherheit schließen will, 
Werke ein und derselben Werkstatt, so müßte man eine Künstlerfamilie für 
Süddeutschland nachzuweisen suchen, die so wie die Della Robbia in Florenz 
die Herstellung größerer Bildwerke aus Ton vom Vater auf den Sohn und 
Enkel vererbte. Greifen wir aus dem bisher Gesagten heraus, daß ein Hafner 
Vest für oberösterreichische Kirchen Bildwerke schuf und zugleich in 
Kreußen tätig war, so liegt es 
nahe, zum mindesten einen Teil 
der in der Burggrafschaft Nürn- 
berg und in Altösterreich boden- 
ständigen Tonplastiken diesem 
Kunsthafner zuzuschreiben. 
Der Name Vest tritt in Wien 
bereits im Jahre 144g auf; 1458 
wird hier eine Witwe Georg 
Vestin erwähnt, und im Jahre 
1479 ist ein Kaspar Vest Bürger 
in Wiener-Neustadt. Aus dem 
Anfang des XVLJahrhunderts 
datiert die Nachricht über eine 
künstlerische Tätigkeit der 
Familie in den österreichischen 
Erbländern und ein halbes 
Jahrhundert später erfolgt an 
die Vest die Adelsverleihung. Abb. x38. Bunte Eckkachel mit Porträtmedaillons und aufliegen- 
. . . . dem Löwen. In derArt derArbeiteri des Salzburger Hafners HR. 
Daß die Familie, ein noch heute um mm Hub, Wo Mm, 

	        
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