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in Österreich blühendes Adelsgeschlecht,
bei dem die Tradition einer Abstam-
mung von holländischen Töpfern be-
steht, im XVII. Jahrhundert in Nürn-
berg I-Iafnerarbeiten schuf, ist bekannt.
Das Kunstgewerbemuseum in Dresden
besitzt eine Kachel mit der Figur der
„Aer" als Mittelstück und mit der In-
schrift „VEST" auf einer Kartusche
der Umrahmung. Aus derselben Werk-
statt gelangte ein schöner Ofen nach
Schloß Tratzberg in Tirol. Er stand ehe-
mals im Heubeckschen Hause in Nürn-
berg und trägt die Personifikationen
der fünf Sinne; jeder dargestellt durch
zwei Personen mit einem Tier als Attri-
but. Unter der Glasur, leicht erhaben,
sind diese Kacheln „Georg Vest, Pos-
sierer und I-Iafner in Creusen" signiert.
Auch auf einem Wappentäfelchen in
Nürnberg hat sich im Jahre 1608 Georg
Vest als Possierer und auf der Rückseite
eines Models mit dem Brustbild Kaiser
Rudolf II. sowie auf mehreren Modellen
im Kunstgewerbemuseum zu Berlin mit
der Jahrzahl 1626 gezeichnet. Die erste
Tätigkeit dieses Georg Vest II. fällt nach
Kreußen, wo er vornehmlich als Bos-
Sigi-er wirkte, um dann! verrnutligh im Abb. 139. Bunter Ofenaufsatz. Löwe, zwei Allianz-
Jahre 1616 nach Nürnberg zu über- Wappen '"1';;;i„j"';1;,3j'1f;Jiägäjfm" zwei"
siedeln. Dort ist er als Konkurrent von
den Hafnern unlieb aufgenommen worden, und erst eine Beschwerde an den
Rat der Stadt, daß ihm die Hafner keinen Ton zukommen lassen, obwohl er
ihnen als Bossierer keinen Schaden zufügen wolle, ermöglichte ihm im August
des Jahres 1616 die Ausübung seines Berufs. Er hat dann vermutlich bis 1630
zahlreiche Modelle für Kacheln hergestellt. Soweit sind wir über dieses Mit-
glied der Hafnerfamilie Vest unterrichtet. In der keramischen Literatur treten
noch die Namen auf: Georg Vest I., wohl Vater des vorgenannten Georg
Vest II., weiters Hans Vest (erwähnt 1576), Kaspar Vest (erwähnt 1574),
Hans Christoph Vest (erwähnt 1610) und Georg Vest III., der in St. Michael
in Welschtirol etwa 1630 geboren sein soll, wo bereits im Jahre 1558 ein
Johann Baptist Vest, als welscher, für Innsbruck tätiger Maler genannt wird.
Nach dieser, durch neue Resultate in der Forschung bedingten Abschweifung
verfolgen wir die weitere Entwicklung der österreichischen Renaissancekachel