sind mit einer kleinen Perle vertreten. Menzel mit dem Gouachebildchen: „Kircheninterieur
aus Salzburg", Knaus mit dem delikaten Porträtchen der Frau Generalkonsul Wedekind.
Eine Spitalsepisode von A. v. Werner ist von gründlicher Biederkeit, eine 1809er Szene
von Defregger zeigt doch Spuren einer gewissen Unverwüstlichkeit (sein Bildnis des Prinz-
regenten in Jägertracht wird viel bemerkt), Grützner freut sich seiner Unausrottbarkeit,
F. A. Kaulbach, Meyerheim und andre Vergangenheiten sind noch gegenwärtig. Das beste
moderne Bild ist von L. Utze, ein im Schlafengehen begriffenes Mädchen bei künstlicher
Beleuchtung, lebensgroß; das webt in Feinheiten von Licht und Schatten und phan-
tasiert sich in Lösungen von Farbe aus. Auch Max Pietschmann (Dresden) strebt
solches an; sein „Sommerabendß Balkon über der Elbe, mit Bowle, soll eine Art „blaue
Stunde" sein, was freilich nicht durchaus gelingt. Frisch und eigen ist ein Darnenporträt
von Walter Thor (München) auf drei besondere Farbwerte gestellt. Überhaupt kommen
einige lebensfähige Bildnisse vor, in denen etwas von neuerem Griff fühlbar wird.
Die neue Freskomöglichkeit, wie sie einige junge Deutsche in Rom pliegen, Karl Hafer mit
besonderem Glück, ist durch Hans Adolf Bühler (Rom) vertreten; seiner großen Drei-
ügurenszene: „Nibelungen", natürlich Akte, fehlt nur der frische Wandgrund statt der
Leinwand. Französische Momentfarbe schlägt Viktor Freydemann (Berlin) mit Kraft an
(„Im Isartal bei Tölz"). Die große Worpswedesche Naturanschauung, allerdings ohne die
Saftigkeit ihrer Ausführungsmittel, hat Otto Heinrich Engel (Berlin), in seinen lebensgroßen
Mädchenl-iguren vor kühlsonnigem Fruchtgefild („Reifende Ähren"). Wilhelm Steinhausen,
Hermann Knopf, Franz Roubaud, Johannes Mock, dann die mehr aus der Routine
Wirkenden, Bartels, Kallmorgen, Bachmann, Hermanns, Ernst Körner (wer kann sie alle
nennen?) finden gewiß - schon oder noch 7 ihr Publikum. Ein Spezial-Stilist auf natura-
listischer Grundlage ist Richard Müller, der famose Dresdner Aktzeichner, der hier in zwei
großen Gemälden („Mann mit Pelzmütze" und „David und Goliath") als enfant terrible
fungiert. Hart und brutal, wie ein nordwestdeutscher Quattrocentist, packt er die Erscheinung
an, kein l-lärchen läßt er aus, sein gemaltes Thermometer ist so lebensgenau, daß man es
von der Wand nehmen möchte. Aber alle diese übergenauen Details sind mit geometri-
scher, beziehungsweise kalligraphischer Härte festgelegt und in ungebrochenen Lokalfarben
koloriert, ohne sich um Luft und Licht zu scheeren. Das ist, wenn man will, auch wieder
Stil; stilisierter Realismus, zu dem es einer nicht gewöhnlichen Abstraktionskraft bedarf.
Vortreffliche Blätter finden sich unter der jüngeren Graphik, tüchtige Büsten und Tierstücke
unter der Plastik. Weniger erfreuen die großen marmornen Akte und Aktgruppen, meist
aus der Berliner Gegend, immer unter Pariser Einflüssen (Batholome, Rodin). Hier fehlt es
schmerzlich an Stil; die Formanschauung ist zu trocken und kleinlich, bei sehr fleißiger und
schulsolider Ausführung. Die Wiener Kunst, obgleich auch mehr der zahmen Observanz
angehörig, macht in dieser Umgebung einen vorzüglichen Eindruck. Manches ist von
früher her bekannt, doch fehlt es nicht an Neuem. Von Adams sieht man sehr gute Por-
träte, besonders eine junge Dame in Schwarz, mit tief zusammengestimmten Interieur, und
von Angeli ein interessantes Bildnis des Grafen Edmund Ziehy (1899). Jungwirth, Larwin,
Tomec, Pippich, Krauß, Poosch, I-lerschel, Leitner, Kaufmann, Schwarz, Heßl, Kinzel und
noch andre wären zu nennen. Auch die neuesten Büsten stehen zum Teil auf der Höhe.
So die marmorne der Kaiserin Elisabeth von Stefan Schwartz, nach seinen Beobachtungen
im Jahre 1867, dann die kolossale Marznorbüste, im Hamisch, des Erzherzogs Ferdinand
von Tirol, von Emanuel Pendl, mit minutiös durchgebosseltem Kopfe. Zum ersten Mal also
hat Wien jetzt im Sommer seinen „GlaspalasW und gin der „Kunstschau" _ seine moderne
Ausstellung.
ER KARL-BORROMÄÜS-BRÜNNEN. Der dritte Bezirk Wiens hat einen
Schmuck erhalten, um den ihn alle übrigen Wiener Bezirke beneiden dürfen. Am
a5. Mai wurde mit entsprechender Feierlichkeit der neue Monumentalbrunnen auf dem
Karl-Borromäus-Platz vor dem Gemeindehaus enthüllt. Er ist ein Werk Josef Engelharts,