109
der Neuzeit, blos Pappeln in mäßiger Zahl, an den Ufern der Donan und Theiß Weiden,
dann etwas Wachholder (bei Jnarcs und Bugacz) und bei Pahi ein Wäldchen von Eschen.
Ebensowenig kommt ein bedeutender Fluß vor. Zwei periodische Bäche, Galga und
Tapiö, fließen sachte der Theiß zu, doch trocknet in dürren Sommern ihr Wasser ans. Die
Bäche Rakos und Szilas ergießen ihre geringen Wassermengen in die Donau. Außer
diesen aber entspringt nur hier und da am Donau-Ufer eine Quelle, so bei Göd und in der
Nähe der Hauptstadt neben der nach Soroksär führenden Landstraße; desgleichen findet
sich Quellwasser längs der höheren Theißufer zwischen Kecske und Alpar. Dafür ist die
Gegend reich an stehenden Gewässern und man findet auf der unteren Ebene kaum eine
Quadratmeile Landes, die nicht einen oder zwei Teiche, Sümpfe, Tümpel oder Senken Hütte.
Die Größe der Natur zeigt sich also auf dieser Ebene nicht in scharfen Gegensätzen.
Weder tiefe Thäler und himmelhohe Berge, noch Bäche und Flüsse von verheerender Kraft
durchsetzen ihr Gebiet. Die Gegend hat vielmehr einen sanften Charakter; sie ist ein Ort,
wo die Gegensätze sich ausgleichen. Im Kleinen findet sich in ihr Alles. Im Kleinen ist sie
ein Abbild des ganzen Landes. Die Ausläufer der Alpen und Karpathen dringen bis zu
ihr vor; auf zwei Seiten sind Donau und Theiß ihre Grenzen; mit ihr beginnt das
große ungarische Alföld; sie weist ein ganzes System kleiner Seen auf und beinahe alle
Nationalitäten des Landes kommen mehr oder weniger zahlreich sowohl in der Hauptstadt,
als auch in den Dörfern vor. Vor Allem aber ist da der Magyare in urwüchsiger, unver
fälschter Reinheit zu finden. — Betrachten wir nun die einzelnen Gegenden näher.
Die Gegend der Galga und des Tapiö.
Auf der ganzen Pester Ebene von Waitzen bis hinab zur unteren Donau haben
wir zwei erwähnenswerthe Bache gefunden: Galga und Täpiö. Der erstere entspringt
im Nögräder Comitat, der andere an den Abhängen des Cserhat, und zwar in zwei
Verzweigungen, welche vereinigt in die Zagyva münden.
In ihrem unteren Laufe durchschneiden sowohl die Galga als auch der Tapiö sehr
ergiebige Ebenen und bilden hie und da kleinere Sümpfe. Auf den geneigten Uferflüchen
des Oberlaufes fand schon der Urmensch günstige Standorte für seine Niederlassungen,
als er es satt hatte, mit seinen Herden unter Kampf und Mühsal umherzuschweifen. Hier
mögen die ersten Siedelungen im Lande erfolgt sein. Hier zogen die großen Verkehrslinien
vorbei. Die vom Norden daherflutenden Völker wanderten mit ihren Herden hier durch,
dem ersehnten Süden zu. Das Volk, das stark genug war, die Gegend zu behaupten, schlug
in ihr seinen bleibenden Wohnsitz aus.
Die Niederlassungen der neueren Zeit, sowie das Studium der älteren, haben die
Menschheit gleichermaßen gelehrt, daß die ersten Ansiedler nicht jene Felder suchen, die