„AltwieneW Genre hat Hampel
einiges Hübsche; auch dieses Rom
ist nicht an einem Tage gebaut
worden, aber es ist gebaut. Da-
gegen hat die Pariserei jetzt kein
rechtes Glück. Selbst der hoch-
begabte Michl, der aus Paris nach
Wien in die Paniglgasse überge-
siedelt ist, tappt dort im Unsicheren;
er möchte sich auf dem Nasch-
markt wieder zurechtfinden. Sein
Kollege in Paris, Simon, ist in
seinen Seebädern nach wie vor
der anmutige Strandläufer, mitten
durch Licht und Sonne. Der einst
geschätzte Barbar Uziemblo malt
jetzt den Pont-Neuf, wie ein pol-
nischer Gaston La Touche. Gino
Parin aber, jetzt in München, setzt
eine Grau-in-grau-Dame a la Gan-
dara als magere Arabeske hin, nicht
ohne Tonfeinheit, während er in
anderen Dingen tastet, auf jedem
Blatte anders. Kunstgewerblich
sind Junks Wandfüllungen (Pfau
und Leierschwanz mit viel flachgeschnitztem und koloriertem Ornament) sehr bemerkens-
wert, desgleichen Barths Fliesenlandschaften aus dem Hochgebirge. Beides sinnige Möglich-
keiten des Flächenschmucks. Ein paar Stückchen Plastik zwischendurch. Der Prager Stursa
(„Eva") hat Maillol angesehen, aber nicht den jetzigen, sondern den früheren. Barwig hat
sehr hübsches Rotwild in Bronze, sollte sich aber doch die japanische Einfachheit vor
Augen halten. Ein Kollelrtivgast ist der Bund zeichnender Künstler in München. An der
Spitze Ernst Liebermann, ein sehr gesetzter Herr. Manche Namen wohlbekannt. So der
Tierdarsteller Paul Neuenborn, dessen Naturstudien von Leben strotzen, während seine
„Bilder" in Unnatur versinken. Die Einfachheit der Tierform ist da ganz zerpflückt.
Zerzupfte Eisbären, frisierte Nashörner, Straußvögel vom Federnschmücker. Und alle
herdenweise, bei München. Sogar ein grüner Eisbär steht inmitten der weißen; „Apotheke
zum grünen Eisbären". Reizend die Schmetterlingsbilder von Ernst Kreidolf. Genrebilder
aus dem Schmetterlings- und Raupenleben, humanisierte natürlich, und in der Ausdrucks-
weise japanisierte. Dabei echt deutsches Versenken in das, woraus auch die Tierfabel
entsprungen ist. Sehr hübsch der bekannte „Ehehafen" von Albert Welü. Das ist auch so
ein Maniak des Erzählens. Das Stück Welt, in dem er lebt, muß Boccaccio erschaffen haben.
Im übrigen nichts sonderlich Anziehendes.
Stafflerle holzgeschnitzte Krippenfiguren, Arbeiten des josefPartsch
in Engelsberg, erste Hälfte des XIX. Jahrhunderts, schlesisch
(Direktor Karl Sengseis, Karlshrunn)
RÜDQLF VON ALT. Man nennt das eine Ausgrabung. Aber das Ausgegrabene
kann unglaublich lebendig sein, und unser Alt gar war eine unversiegliche Lebens-
quelle. Welche Freude nun, als bei Miethke plötzlich wohlgezählte zehn Aquarellchen
auftauchten, Wiener Ansichten, datiert 184.4 und 1845, Größe durchschnittlich 12x75
Zentimeter. Der Gipfel seiner ersten Meisterzeit, der kleinmalerischen. Rudolf Alt als
unbewußter Erfinder der Ansichtskarte. Diese Bildchen hatte sich damals ein russischer
Diplomat, Graf Bariatinski, bei seinem Abschied von Wien bestellt und nach Paris mit-
genommen, von wo sie mit seinem Sohne, der gleichfalls Diplomat war, nach Rom
gelangten. Nach sechzig Jahren sehen sie nun die Heimat wieder, sind freilich bereits