nach Deutschland verkauft. Die Motive
sind: Stephanskirche vom kleinen Turm
her, äußeres Burgtor mit Hofburg,
Schönbrunn mit Gloriette, Michaeler-
platz mit Burgtheater, ]osefsplatz, Am
Hof, Palais Schwarzenberg, Graben,
Hotel Munsch, Süd- und Staatsbahn-
hof. Lupenmäßig hingeperlte Staffage,
immer dem Gegenstand angemessen;
auf dem ]osefsplatz eine ganze Auffahrt
von Galaequipagen, bei St. Stephan
Geistliches. Von seiner Mikroskopik
nur ein Beispiel: über dem Balkon
des Hotels Munsch ist ein weißes
rotverziertes Zeltdach, in dessen Mitte
sich ein Schnörkel unter der Lupe in
das Wort „Casino" auflöst. Und dabei
jedes Blatt ein komponiertes, in Licht-
wirkung und Farbenstimmung tadel-
loses Gemälde. Solche Blüten trieb nur
die vormärzliche Vedute. iGleichzeitig
im Glashofe Miethkes eine Ausstellung
großer und kleiner Bilder von Hodler.
Drei der großen waren einst in der
_ _ _ Srafüerte holzgescbnitzte Krippenfiguren, Arbeiten des josef
Sezessmn zu sehen und gehören Jetzt Partseh m Engelsberg, erste Hälfte des xrx. jahrhunderts,
Herrn Reininghaugjjgg vierte; „Heilige schlesisch (Direktor Karl Seugseis, Karlsbrunn)
Stunde" war diesen Sommer in Mün-
chen. Sechs Frauen in blauen Kleidern sitzen in einer Reihe, unter und über ihnen zwei
Streifen Blumenflor. Wirkung großartig. Auch die neuen kleinen Bilder gelten voll. Über-
haupt, ein Blick da hinein gibt Kraft.
ERNST JUCH. Eine Gedächtnisausstellung, mit nachfolgender Versteigerung,
vereinigte in drei Sälen den Nachlaß dieses Originals unserer Kunstwelt. In Gotha
1838 geboren, in Wien 1909 gestorben, hatte er sich dermaßen eingewienert, daß man
sich ihn aus Wien gar nicht hinausdenken kann. ]ahrzehntelang war er der satirische
Zeichner des „Figaro", wo er dieses Wien gar liebevoll vermöbelte. Eigentlich mehr
humorisierte; denn seine Galle hatte einen starken Beigeschmack von Zärtlichkeit. Er
war ein seelenguter Mensch und nur punkt zwölf Uhr nachts „Anarchist", genau bis eins.
Und auch das nur jeden Freitag, in der berühmten „Anzengrubeü auch „Nische" genannt,
wo Anzengruber, Friedrich Schlögl, Rudolf Alt, Professor Albert, Ada Christen und andere
markante und markige Wiener sich fanden. Das war „Beim goldenen Löwen",
VIII. Bezirk, Kochgasse, und auch heute ist die „Nische" noch ein Kreuzweg der Geister.
Iuch aber, der seltsame, weißmähnige Gnom, war ihr zeichnender Chronist, und zwar am
liebsten auf Postkarten, die er zu Tausenden an Mitglieder und Nichtmitglieder versandte.
Hunderte davon sah man auch in der Ausstellung und lachte, so breit das Zwerchfell war.
Selbst die Stadtbibliothek besitzt eine, die dem 50. Geburtstage Anzengrubers galt, der
aber leider nicht mehr erlebt wurde. Und das Polizeimuseum besitzt ein Gemälde von
juch: „In der Neujahrsnacht", wo ein Wachmann als Vorsehung eines Betrunkenen
waltet. All dies Gelegentliche, ja Gelegenheitliche von juch hatte doch auch seine eigen-
tümliche künstlerische Note. Unwillkiirlich zog man einen Vergleich mit Wilhelm Busch,
der gleichzeitig im „Hageubund" ausgestellt war. Bei beiden die zähen Naturstudien als
Untergrund der späteren Kapriolenkunst. Und diese selbst eigentlich ein Auslluß der