sich in allem die Vorurteilslosigkeit eines bewußten Willens,
der von der andern Seite ein vorbehaltloses Vertrauen
entgegenkornmt. Wieder einmal zeigt sich, daß das Stu-
dium der Kunstgeschichte, von dem doch Regierungsrat
Leisching, geradeso wie Muthesius und Lichtwark,
kommt, nur durch fatales Mißverständnis ein Hemmschuh
geworden ist und eigentlich ein zum Fortschritt spomendes
Element sein soll. Angewandte Kunstgeschichte muß es
heißen, eine Disziplin, die uns Analogien zur Bestreitung
unserer eigenen Bedürfnisse bietet. In einem grundlegen-
den Aufsatze hat das schon der früh verstorbene
Wickhoff, in der allerersten Nummer dieser Zeit-
schrift, mit aller Bestimmtheit ausgesprochen und
begründet. Ein Alois Riegl dachte, ein Strzygowski
denkt, gerade auf Grund kunstgeschichtlicher
Kompetenz, nicht anders. Und gerade Eduard
Leisching selbst hatte alle die Jahre her bei jedem
Anlaß diese Anschauun-
gen betont, unter anderem
1903 auf der Konferenz
in Mannheim „sehr ra-
dikalen Anschauungen"
gehuldigt. Schon die
reichlichen Erwer-
bungen hochmoder-
ner Art, die er voriges
Jahr auf der Wiener
her-
Flasche mit Goldverzierungen,
ausgeführt von E. Bakalowils
Söhne
Flasche mit reicher Gravierung,
geführt von J. 8: L. Lobmeyr
„Kunstschau" machte, bekundeten deutlich,
wie sich das Österreichische Museum zu der
großen Geschmackswandlung stellt. Leisching
leitet ein modernes Institut mit modernen
Zielen. Im Vorwort zu dem Katalog der Aus-
stellung, der nicht weniger als 2220 Nummern,
340 Aussteller und 161 Künstlernamen auf-
weist, spricht sich die Direktion ganz kurz und
schlicht über ihre leitenden Gedanken aus. Sie
könnte dies nicht wagen, wenn sie besorgen
müßte, durch die Ausstellung selbst Lügen
gestraft zu werden. Durch eine Ausstellung,
wohlgemerkt, der eine ganze Anzahl gerade
der leistungsfähigsten Wiener Ausstattungs-
Firmen (F. O. Schmidt, Portois 8zFix, SigmJaray,
].W. Müller, F. Schönthaler 8zSöhne und andere)
wegen des großen, fünfmonatigen Streiks
aus-