Ein Stich des Meisters von
Mondsee zeigt die Verwendung der
Urne auch noch für das XV. Jahr-
hundert (Abb. 29). Dargestellt ist
die Szene aus derBenedikt-Legende,
wie der Mönch Romanus dem in
einer Gebirgshöhle lebenden I-Iei-
ligen an einem Seile Wasser und
Brot in die Tiefe hinabläßt. Der
Codex picturatus in der Bibliothek
der k. k. Jagellonischen Universität
in Krakau zeigt in seinem Teile der
„Jura municipalia" : „Wilkör der
Stad" einen Töpfer bei der Arbeit.
Er ist eben mit der Anfertigung eines
derartigen urnenförmigen Gefäßes
Abb. 35. Napf aus Steinzeug, XV. Jahrhundert, Mainzer
Fund (Burg Kreuzenstein)
beschäftigt. Seine sonstigen Arbeiten bestehen in einem Henkelkrug und in
einer flachen Schale, dem „mutrale" (Abb. 30). Der Kodex stammt aus dem
Jahre 1505, die Hafnerordnung für Krakau aus dem Jahre 1406. Mittelalter-
liche urnenförmige Gefäße besitzt Graf Wilczek in Kreuzenstein. Wir wählen
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Abb. 36. Tongefäß mit aufgeleglen,an den Kreuzungs-
stellen mit einer Scheibe belegten Bändern, stammt
aus Friesach (Burg Kreuzenstein)
aus der großen Menge ein in Steyr
aufgefundenes Exemplar aus Gra-
phitton (Abb. 33), zwei aus Worms
stammende Urnen mit Spuren gel-
ber, beziehungsweise grüner Glasur
(Abb. 31 und Abb. 32), ein kleines
Töpfchen aus Steinzeug, einen Main-
zer Fund (Abb. 35), und zwei in Öster-
reich erworbene größere Graphit-
urnen mit Omamentierung (Abb. 36
und Abb. 37). Sie stammen beide aus
Friesach, wo die Erzeugung von
Graphitgeschirr bis in das XVII. Jahr-
hundert hinein sich großer Bedeu-
tung erfreute und ein altes Haus noch
heute nach dieser Industrie die
Bezeichnung „Schwarzhafnerhauyf
führt. Größere Vorratsurnen werden
später noch bei Besprechung der Do-
nauhafnergefäße Erwähnung Finden.
Eine eigentümliche Ausbildung
erhielt die Urne durch Wiedergabe
eines menschlichen Gesichtes auf der
Gefäßwandung (Abb. 34). Die Form