Abb. 37. Urnenförmiges Gefäß mit eingeschnittenen Wulst-
bändem, stammt aus Friesach (Burg Kreuzenstein)
ist römisch. Im Mittelalter
waren dieGesichtsurnen der
Mehrzahl nach Opferurnen
- Gefäße zur Aufnahme der
Getreidefrucht, die der Kir-
che geopfert werden sollte.
Dieser Opferkultus hat sich
an einzelnen Orten, wie in
Haselbach bei Braunau am
Inn, weiters in der Kirche zu
Taubenbach in Oberöster-
reich, bis auf den heutigen
Tag erhalten und wurde irr-
tümlich dem heiligen Alban
zugeschrieben. Von diesem
Heiligen erzählt die Legende,
daß er enthauptet den Kopf
noch eine halbe Stunde weit
in den Händen trug. Für die
römische Zeit läßt sich die
Opferung aus Tonköpfen als
phallischer Kult erklären.
LUBERECK, EINST SOMMERSITZ KAISER
FRANZ LSuVON KARL VON BERTELE-WIEN
Y M linken Donauufer, gegenüber der auf steilem
i ' i Felsen thronenden mächtigen Benediktinerabtei
Melk, im Rücken fast an einer niederen Bergwand
lehnend, liegt, von vier symmetrisch gruppierten
ebenerdigen Nebengebäuden umgeben, das kaiser-
liche Schlößchen Lubereck. Sein hohes „im hol-
ländischen Geschmack" angelegtes, weit ausla-
dendes Dach war einst mit roter Farbe gestrichen.
Im Verein mit den weißen Mauern und den grünen
Auen des Vordergrundes ein Bild breiter, ein-
ladender Behaglichkeit, in dem sich „alles in festliche Anmut umgesetzt hat"
(Abb. I). An den giebelgekrönten einstöckigen Mittelbau mit seinen fünf
dunkelumrahmten Fenstern schließen beiderseits ebenerdige Trakte mit je
vier Fenstern an. Zu dem in der Mittelachse angeordneten zweiüügeligen Tor,
über dem ein kleiner, von gut geformten Atlanten getragener Balkon ausladet,
führen drei sanft abgerundete Stufen hinan (Abb. 2). Die Mitte des ein
wenig geschwungenen Türsturzes ist durch eine bekränzte weibliche