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oft in größerer Tiefe, da bekanntlich das Niveau menschlicher Ansiedlungen
im Laufe der Jahrhunderte durch die sukzessive Anhäufung des Schuttes
von alten Gebäuden und von der Erdbewegung bei Neubauten stark in die
Höhe gewachsen ist. Weitere Fundquellen sind die Gräben verfallener oder
zerstörter Burgen, gemauerte Brunnen, die Scherbenlager vormaliger
Töpfereien, Kirchenmauern, in welche die Gefäße eingelassen wurden;
Kanäle, verlassene oder verschüttete Keller, die Ablagestellen für Kehricht,
Schutt und Hausabfälle und schließlich
das Bett der Bäche und Flüsse. Sie
können uns alle die Kenntnis mittel-
alterlicher Keramik vermitteln.
Die Möglichkeit, die Zeit der Ent-
stehung oder die Dauer der Gebrauchs-
üblichkeit für einzelne Gefäßgruppen
zu bestimmen, liegt nur in wenigen
Fällen und auch hier nur annäherungs-
weise vor. Einzelne dieser Fälle
möchte ich im nachstehenden be-
sprechen, ohne dabei eine bestimmte
Ordnung einzuhalten. Die beige-
gebenen Abbildungen sollen einen
Überblick über unsere Gefäßkeramik
des Mittelalters erleichtern.
I. DAS LOSCHITZER STEINZEUG
UND DIE GRAPI-IITBECI-IER.
Im Jahre 1874 fand Baumeister
Hladisch gelegentlich der Anlage eines
Obstgartens auf dem ihm gehörenden
Grunde in Loschitz nächst Müglitz in _
Mähren in einer Tiefe von M0 Meter 2.13.i.IÜSIIÄÜLÄZELThÄÜZETÄZZÄZCESSSÜIEI
zuerst Gefäßfragmente und dann 140 in Qlmüß)
Gefäße vonBecherform. Diese Gefäße,
sämtlich aus sehr fest gebranntem, an den Bruchstellen dunkelblaugrauem
Tone sind sowohl an der äußeren wie inneren Wandung mit Blasen bedeckt
und mit Salzglasur überzogen. Sie variieren hinsichtlich ihrer Größe, messen
8 bis 22 Zentimeter Höhe und sind entweder bügellos oder knapp unter dem
Halsansatz mit sechs bis acht Bügeln oder henkelartigen Ansätzen versehen.
Der größte Durchmesser schwankt zwischen sechs und zehn Zentimeter. Vom
Boden auf bis zur Mündung ist der Körper in gleichen Abständen gereift - ein
Charakteristiken für mittelalterliche Tongefäße (Abb. I und Abb. z). Weitere
Becher wurden später im Bachbette in Loschitz sowie einzelne Exemplare in
Auspitz, Brünn, Nikolsburg und Türnau gefunden. Nach Mitteilung des Herrn
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