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nichts schwerer, als ihr zu widerstehen,
wenn man sich ihr unbefangen hin-
gibt."
Die Schwierigkeiten, einer so
temperamentvollen und so kompli-
zierten Ausdrucksweise gerecht zu
werden, und das Bestreben, des ver-
hältnismäßig noch zu wenig bebauten
Gebietes Herr zu werden, hat diesem
Kapitel eine große Breite der Dar-
stellung verschafft, die eben dadurch
motiviert ist, daß die Untersuchungen
hier noch so lückenhaft sind.
Über den bleibenden Wert der
Werke jener Periode, über die das
Urteil der Epigonen im XIX. Jahr-
hundert von tiefster Verachtung zum
höchsten Entzücken emporstieg, um
dann wieder zu sinken, gilt Dregers
Schlußwort:
„Gewisse Errungenschaften der
Barock- und Rokokozeit sind aber
trotz späterer Wandlungen unverloren
geblieben und konnten höchstens vor- Vase mit dem Brustbilde Friedrich Wilhelms ll.
übergehend zurückgedrängt werden, 3mm" pomnm '
so insbesondere die schwungvollen,
dem Gebrauche und dem Gebraucher wirklich angepaßten Formen des
Mobiliars und vieler kleiner Geräte. Und kaum zu irgendeiner Zeit sind
Zweck, Form und Material der kunstgewerblichen Gegenstände so in-
einander aufgegangen wie gerade in dieser."
Aus diesem letzten Grunde ist die Kenntnis der Barockkunst notwendig,
um den folgenden klassizistischen Perioden das richtige Verständnis zu
sichern, in welchen die Strenge geometrischer Regelmäßigkeit und archi-
tektonischen Ordnungssinnes wieder die Ungebundenheit und Willkür
zurückdrängten, ohne ganz das Wertvolle aufzugeben, was inzwischen
erreicht wurde.
Aus ähnlichen Gründen wie Dreger die Barockzeit, stellt Josef Folnesics
das Kunstgewerbe der Louis XVI- und Empirezeit mit größerer Breite dar.
Er begleitet dabei seinen gründlichen Text mit dem reichen Illustrations-
material, zu dem ihm das in letzter Zeit für diese Periode neuerwachte
Interesse Gelegenheit gab; so konnte er auch in größerer Zahl geschlossene
Interieurbilder bringen, die das Zusammenwirken aller dekorativen Faktoren
zur räumlichen Einheit vorführen. Er zeigt den starken Einfluß, den die
wiedererwachte Begeisterung für die klassische Formenwelt gewann und
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