MAK

Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 2)

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Karyatiden (Gips) eigener Art. Es sind moderne Kanephoren, aus seinem dalmatinischen 
Gebirgsdorfe, den strammen Frauen nachgebildet, die so ihre Kopflasten durch das 
Gebirge tragen. Auch ihr Kostüm benutzt er ohne weiteres, wie einst die Athener das 
der Mädchen von Karyä. Und die Gesichter sind leidenschaftlich bewegt, in Trauer und 
Schmerz, eben auch um die gefallenen Helden, denen sie Tempeldienst leisten. Ein starker 
Quell von Naivität befruchtet hier die antike Überlieferung und bringt sie wieder in Bezie- 
hung mit dem Leben. Unter den Köpfen befinden sich vortreffliche: ein bärtiger Blinder 
könnte aus einer gotischen Kathedrale stammen und ebenso das Bildnis seiner Mutter, 
mit dem national in drei Ecken gefalteten Kopftuch, wie es die Landfrauen dort tragen. 
 
Rückseite einer emaillierzen Schale, Mesopotamien, XII. Jahrhundert 
Und ein Humor wie von ausgehendem Mittelalter lebt in gewissen hanebüchenen Sand- 
steinreliefs. Er ist eben ein Künstler von heute, dem nichts Früheres fremd geblieben, dabei 
aber keine Spur von Eklektiker. Die Ausstellung Mestrovic ist eine erfreuliche Episode 
unseres Kunstlebens. Es wäre höchlich zu wünschen, daß ihm entsprechende Aufträge 
würden. Vor zwei Jahren hat ihm ein „Brunnen des Lebens" in schwarzem Granit, für 
Herrn Karl Wittgenstein, die Mittel für den Pariser Aufenthalt gegeben. ä Die malerische 
Garnierung, die mehrere Zimmer füllt, ist aus dem Ausland bezogen. In den Bildern von 
Wladislav Slevinski (Warschau) sieht man Einflüsse aus dem letzten Paris; Gauguin, 
Cezanne. Die Urkraft fehlt, Rudolf Schramm-Zittau, der Spezialist der sonnenbeschienenen 
Gänse und Enten, füllt einen großen Saal, doch wirken seine neuesten Bilder, Münchener 
Stadtansichten in der Art Pissarros, weit frischer. Auch Hans von Hayek (Dachau), aus 
der Schule Ziigels, ist jetzt weitaus selbständiger und eigenfarbiger. Nicht ohne Original- 
reiz auch seine Zeichnungen und Lithographien.
	        
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