derzugewinnen, dachten aber nicht daran, eine „lupenrcineil
Oberfläche herzustellen, die eine Art Fälschung gewesen wäre
und das Werk um alle Lebendigkeit gebracht hätte. Wie da so
Fläche um Fläche ruhig und dem ursprünglichen Anblick {ihn-
lich wurde, sahen wir alle mit Freude, und diese Freude ver-
mehrte die Lust an der Tätigkeit, so daß schließlich nach mo-
natelanger minutiöser Arbeit das Ganze wiedergewonnen vor
uns stand. Ein historisches Dokument von besonderer Bedeutu-ig
für die Geschichte der Stadt Wien, das übrigens der Mittelpunkt
zahlreicher erhaltener Dokumente der Tätigkeit Hirschvogcls
für unsere Stadt bildet, ist, wie wir hoffen, auf lange Zeit hinaus
gerettet.
1 Eln Aiglllnßnl allerdings nir 1541 m dirrrii ille hßllß lleulnurlerung der Tiilel
wcggelzlllen. m im Hlrll erwiesen. dnß die mm ZlHur der Juhreszuh] eine Ergän-
zung dri "Qvfüurulßf! des 19. Jhs. Wllf, rler vielleicht drrrririr noch BES!!! vor
iolnh hntlc.
'-' Die Wlciletherslellung wurde unter meiner ständlgcn Auiulchl V01] dem Restau-
tnlnl des riiuwrrri-i Franz Leißner lTlll Vürhlldllclmr Llebe zur smir, Genauig-
kelt und Sorgfalt durchgeführt. Im Ahhlllg hat noch der Frellllll, dcsiell Verlust
Ill verwlnilen unmögllch m, Ludwig Müuz, ille Fülle seiner Illhihrung beratend
belgeimeuurt. Bel der Verbesserung des Rosten und lIllCh 3011!! hat der iirrrruriraiir
Franz Soclior, der Meister Selllc! Fuchs, wertvollste Raluchlige gegeben. Der
'l'lachler des Museums Ferdinand Löw hat mit der nötigen Avhlllllg vor dem Ge-
gvllshllld und um slchuzr Hand die Holzarbeiten durchgelührt.
DER MEDAILLEUR RUDOLF MARSCHALL
Von
EDUARD HOLZMAIR
Jahr um Jahr bringt Allcrsjubiliien österreichischer Medailleure,
deren künstlerische Tätigkeit schon in der bereits sagenhaft
gewordenen Zeit vor dem Ersten Weltkrieg begonnen hat. Im
Jahre 1957 hat der ehemalige Obmann der Österreichischen
Medailleurvereinigung, Professor Ludwig Hujer, dessen ge-
übter Hand wir das erst jüngst erschienene 25 Schilling-Stück
auf Karl Auer von Welshach zu verdanken haben, seinen 85. Ge-
burtstag gefcicrt. Im Vorjahre (1958) sind Arnold Hartig
und Joseph T a u te n h a y n, der sogenannte Jüngere", 80 und
90 Jahre geworden.
Bronzcmednille des Pnpsres Leo XllL, aus dem Jahre
1900.
Als dritter der Jubilare des vergangenen Jahres vollendete
Kammermedailleur Hofrat Professor Rudolf M arsc h a l l am
3. Dezember 1958 sein 85. Lebensjahr. Auch er ist bei erfreulicher
körperlicher Verfassung, noch immer von Arbeitswillen und
Schöpferlust erfüllt.
Als Sohn und Enkel von Graveuren und Bildhauern am 3. De-
zember 1873, im Jahre der Wiener Weltausstellung und des
Börsenkraches, geboren, besuchte Rudolf Marschall 1886 bis
1891 die Fachschule der Graveure, 1891 bis 1898 die Akademie
der bildenden Künste bei Josef Tautenhayn d. Ä., einem der
Großen in der Medaillenkunst der franzisco-josephinischen
Epoche. Er folgte diesem auch im Lehramtc und war von 1905
an bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1938 Leiter der nach
seinem Abgangc aufgelassenen und erst vor kurzem wieder er-
standenen Meisterschule für Medailleurkunst an der Akademie.
Die medaillistische Tätigkeit Marschalls, die Münzen, Me-
daillen, Orden und Abzeichen umfaßt und an 1000 Arbeiten
zählt, erstreckt sich auf eine Schaffenszeit von nicht weniger als
65 Jahren. Ein Großteil seines Oeuvrcs liegt im Wiener Münz-
kabinett, der zentralen Dokumentationsstelle für die Geschichte
der österreichischen Medaillenkunst, auf. Diesem Besitz der
Öffentlichen Hand kommt für die Bewahrung und Erhaltung des
Werkes von Marschall eine um so größere Bedeutung zu, als
der Künstler selbst im Jahre 1945 die in seinem persönlichen
Eigentum befindlich gewesenen Arbeiten verloren hat.
Der Kreis der von Marschalls Meisterhand porträtierten Per-
sönlichkeiten ist weit gezogen und deren Zahl fast unüberseh-
bar. Kaiser und Könige, Päpste und Kirehenfürsten, Erzherzoge
und Hochadel, Politiker, Männer der Wirtschaft und Wissen-
schaft, Künstler und Dichter befinden sich darunter. Die von
ihm stammenden Porträtmedaillen Kaiser Franz Josephs haben
besonderen historischen Bildniswert, weil Marschall in der Lage
war, den Monarchen nach dem Leben zu modellieren. Dasselbe
gilt auch für seine Porträtmedaillen der Päpste Pius XI, Bene-
dikt XV., Pius X. und Lco XIII. Die letztere ist in
ihrer lebendigen Charakteristik ein würdiges Seitenstück zu
Lenbachs bekanntem Bild des großen Papstes. Von meisterhaft
porträtierten berühmten Zeitgenossen aus dem Vorkriegs-
Osterreich seien nur die Medaillen auf Dr. Karl Luegcr, deren
Porträt-Avers auch auf dem Doppelschilling 1935 wiederkehrt,
Ludwig Lobmeyer und Marie v. Ebner-Eschenbach genannt.
Dem Nachkriegsschaffen, bei welchem ein stärkeres Relief be-
vorzugt wird und das bei Wahrung des realistischen Gesamt-
eindruckes nicht mehr so sehr ins Detail geht, gehören Medaillen
und Plaketten auf den Altbundespräsidenten Wilhelm Miklas und
die Bundeskanzler Engelbert Dollfuß und Leopold Figl an.
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