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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 3)

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Illumination, reizvoll gebrochen, mit wechselvollen Reflexen antwortet. Oder er bannt die 
grüngoldene Dämmerung, mit Sonnengeflirnmer ausgesticlrt, in einer Pergola mit rostrot 
hängendem Gezweig. Oder weichwallende Lichtströme über weiße Parktreppen und weiße 
Uferwege. 
Differenzierter Geschmack schwingt in denPorträten. So imSelbstporüät, in Sonne und 
Luft getaucht, auf dem Hintergrund des Meeres mit dem weißen Hut über dem angegliihten 
Gesicht. Die Frauenbildnisse sind prickelnde Capriccios: die lacertenhafte Parisienne mit 
der Hüftenkurve, die Mondäne mit den esprithaften Lippen und der spielenden Haltung im 
Lehnstuhl. Ein menschliches Stilleben ist das Porträt des chinesischen Gesandten in der 
tonigen Harmonie des blausilbernen Gewandes auf grauem Hintergrund. 
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Neue Nadelarbeiten von Florence Jessie Hoesel sind im Kunstgewerbemuseum in 
einer Sonderausstellung vereinigt. 
Die reine Art dieser Künstlerin, die mit Stickerei und Applikation ihr lyrisch schwin- 
gendes Naturgefühl ausspricht, erweist sich darin, daß sie nie mit illegitimen Mitteln 
Malerei vortäuschen will, daß sie nie auf Virtuositätskunststücke ausgeht. Stets läßt sie 
sich aus dem von ihr gewählten Material und der ihm gemäßen Technik Gesetz und 
Bedingung der Ausdrucksweise diktieren. Material und technisches Werkzeug sind der 
farbige Seidenfaden von vielseitiger Nuancenfülle der Farbe, die Grundfläche von Seide 
oder Leinen, und die Nadel; ein weiteres Hilfsmittel die Applizierung. 
Die Landschaftsmotive, die mit solchem Werkzeug und Stoff ausgedrückt werden, sind 
mannigfach: beblümte, blütenbestickte Wiesenstriche; Himmernde, schwanke Frühlings- 
bäurne zur Seite schmaler Wege; sanfte Hügelwölbungen und Abhänge mit zartschimmrigen 
Blütenflocken übersät; flatternde Schmetterlinge; stolzierende Pfauen im Serpentintanz 
ihrer Schweifräder; glühende Sonnenuntergänge über finsteren Kieferwäldern; huschende, 
den Mond überschleiemde Wolkenphantome; zittrige Birken und aufgelöstes, lang und 
bang verflatterndes Haargezweig über beglänztem Wasserspiegel. Dies'die Stimmung; 
nun die Art der Wiedergabe, der Transponierung in die Ausdruckssprache von Nadel 
und Stoff. 
Da ist nun besonders charakteristisch die Darstellung von Birken und Weiden. Aus 
der natürlichen Führung der Nadel, die ihren Faden zieht, fühlt man das Sprießige, Fädige, 
Stichlige des Zweigwerks in organischem Prozel] entstehen. Und das dichte, enge schraf- 
Fierungskritzelige Fadenspinnen in silbergrauer Farbe schafft die sprenklige Maserungs- 
struktur des Rindenstamrnes. Oder die Nadel fährt scheinbar exzentrisch, im Zickzack hin 
und her, in blitzzuckigen, regenschauerartigen Strichen, und solch schwirrendes Gewirr 
ordnet sich den Blicken zum entlaubten Baume mit bewegt verkreuztem Besengezweig. 
Wie nun gerade das Fädighängende der Birke solcher Technik entgegenkommt, läßt sich 
denken. Das Überziehen der Grundfläche mit dichtem, vielfarbigem Seidengespinst, grün- 
gelb-lilafaserig, gibt gut das Moosige, Weichsamtige des Waldbodens im Spiel des Lichtes 
wieder. 
Auch die Komposition, die Gruppierung der Motive wird immer aus dern Material 
empfunden. Aussparung ist, wie bei den Japanern, beliebt; ganze Strecken der GrundHäche 
bleiben frei, gelber Rupfen bildet einen Sandweg, oder Moireflächen einen Wasserspiegel 
oder blaßblaue den Frühlingshimmel. Solche ausgesparte Stellen werden, wenn sie den 
Boden oder einen Teich bezeichnen, ganz mit gestickten Bäumen transparent umstellt. 
Schwarzwipüig wachsen sie aus dunklem, moosüechtigem Grund über hellem Horizont in 
lila Wolkenzüge hinein. 
Gern benutzt Jessie Hoesel das Gegeneinander senkrechter Linienrhythmen zu wag- 
rechten Flächen: also schlank aufsprießende, Batterhaarige Bäume zu langgebreiteten 
Bodenfelderungen oder auf und ab sich senkenden l-lügelwölbungen. Oft ist die Anordnung 
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