Lüttich kann man an zwei sehr charakteristischen
Werken von Gerard de Lairesse studieren, an einem
„Martyrium der heiligen Ursula" und an einem Bilde
(Neuer-Werbung), welches die Landung des Äneas in
Italien darstellt, in dem namentlich der Einfluß der
Poussinschen Kunst sehr deutlich erkennbar wird.
Die holländische Malerei des XVII. Jahrhunderts
nimmt in der Galerie den breitesten Raum ein und gibt
ihr das charakteristische Gepräge. Bauernbild und
Landschaft, Porträt und Tierstück, Stilleben und
Marinen sind in durchaus typischen Beispielen da, so
daß keine der wichtigeren Schulen und Kunstgattungen
vermißt wird.
Der Rembrandt-Schule gehören einige treffliche
Bildnisse an, so ein schönes, nicht nur in der Auffassung
und Lichtwirkung, sondern auch in der Technik ganz
an Rembrandt gemahnendes Kniestück einer reich-
gekleideten jungen Dame von Govaert Flinck aus dem
Ende der vierziger Jahre des XVII. Jahrhunderts und
das Brustbild eines alten Rabbiners von Gerbrandt van
den Eeckhout. Bernard Fabritius stellt in fünf männ-
lichen Brustbildern die fünf Sinne dar. Im „Gesicht",
das einen Maler vor der Staffelei gibt, dürfen wir viel-
leicht ein Selbstbildnis des Malers vermuten. Von
Willem van I-Ionthorst ist ein Porträt der Prinzessin
I-Ienriette Louise von Oranien-Nassau in etwas harter
und trockener Malweise vorhanden. Ferdinand B01 gibt
in lebensgroßen Figuren den berühmten Staatsmann
_ _ _ _ _ _ _ Abb. g. Maria von einer Kreu-
Cornelis de Witt mit seiner Gemahlin und seinen beiden zigungsgfuppg ,-„ ccmen.
Kindern. Dieses Bild leitet schon in seiner ganzen Kom- münsm- Ende d" XV- Ja?"-
position zum Gesellschaftsbild über, das wir unter hundms
anderen in zwei Bildern von Dirk Hals, einem Ballfest und einer lustigen
Gesellschaft, sowie in einem trinkenden Geigenspieler von Pieter Codde
kennen lernen.
Adriaen Brouwer, der seiner künstlerischen Entwicklung nach eine
Mittelstellung zwischen Flamen und Holländern einnimmt, ist mit einer sehr
feintönigen „Baderstube" vertreten, während ein größeres Bild, das einen
Wunderdoktor darstellt, dem von allen Seiten Kranke zur Heilung bei-
gebracht werden, und eine Bauernschlägerei nicht mit absoluter Sicherheit
ihm zugeteilt werden dürfen. Von seinem Freunde und Schüler, dem Bäcker
und Maler joos van Craesbeeck, ist ein Raucher, ein Bild, das früher als Werk
von Brouwer selbst galt. Von den bäuerlichen Sittenbildmalern sind noch
Werke von Adriaen und Isaak van Ostade, eine Teufelsbeschwörung Bollon-
giers und das Innere einer Bauernstube von P. de Bloot zu nennen. Den
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