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Verunglimpfungen angewendet. Bei gewissen widerstandsfähigen Körpern,
Stein, einzelnen Metallen und Legirungen, Glas u. s. w., leistet das Ver-
graben in die Erde gute Dienste; im Falle das Resultat einer langsamen
Einwirkung gewisser Gase, insbesondere der Kohlensäure, imitirt werden
soll, das Einpacken der Gegenstände in Kuh- oder Pferdemist. Chemische
Reagentien, zumal Säuren und Alkalien, leisten in einzelnen Fällen Genü-
gendes. Gegenstände aus Holz, Möbel und Geräthschaften werden mitunter
mit Hilfe eines Processes rationellster Art, ich möchte sagen nach physio-
logischer Methode ihres neuen Aussehens beraubt, indem sie der Fälscher
von armen Leuten eine Zeit lang in Gebrauch nehmen lässt. Diese
Methode führt namentlich in dem Falle rasch zum Ziele, wo eine große
Kinderschaar die Abnutzung der Gegenstände beschleunigen hilft.
Gelegentlich kann wohl auch der Fälscher gleich die Umstände benützen
und eines oder das andere der von ihm erzeugten uralten Erbstlicklein
der armen Familie durch einen eifrigen Sammler zufällig entdecken lassen.
Auch Beschädigungen mechanischer Art werden absichtlich ange-
bracht. Hiebei ist ein Umstand charakteristisch, der weniger den Fälscher
als den Käufer angeht; der Umstand, dass bei gewissen Arten von
Kunstobjecten unter allen Umständen viel auf ihre tadellose Erhaltung
gegeben wird, bei gewissen anderen jedoch ihre gänzliche Unverletztheit
geradezu Misstrauen erregt. Gläser z. B. verlangt fast Jedermann nur
unverletzt zu besitzen und findet nichts Verdächtiges in ihrer guten Er-
haltung; bei Limousiner Emailplatten hingegen findet es auch ein ziemlich
rigoroser Sammler ganz in der Ordnung, wenn sie mit Rissen, aus-
gesprungenen und verkitteten Stellen u. dgl. behaftet sind. Und doch
stehen solche Ansichten mit den als wahrscheinlich anzunehmenden Um-
ständen in Widerspruch.
Bei der Fälschung von einzelnen Kennzeichen, die als Beglaubigungen
der Echtheit zu betrachten sind, spielt die Anbringung von Signaturen,
Marken u. s. w., die Ausstattung echter oder gefälschter Ohjecte mit
Wappen, Namen, Jahreszahlen und sonstigen, indirect zur Datirung
führenden Merkmalen eine mehr oder weniger bedeutende Rolle.
Solche Kennzeichen werden an echten Gegenständen angebracht,
um ihren Werth zu erhöhen, wobei vielleicht ein schon vorhandenes,
minder wichtig erscheinendes Zeichen getilgt wird; oder sie werden
einem ganz oder theilweise neuen Producte mit auf den Weg gegeben.
Der Fälscher gibt sich hiebei oft gar nicht die Mühe, solche Marken
u. dgl. nachzuahmen. Er benützt schon vorhandene echte der sich vor-
lindenden einfachen und daher minderwertbigen alten Arbeiten und passt
sie seinen kostbarer aussehenden neuen Stücken an, oder er stattet ein
markirtes altes, aber geringeres Stück beliebter Provenienz entsprechend
reich aus, um einen hoben Preis zu erzielen. Bei gefälschten Gegen-
ständen aus Edelmetall kann es vorkommen, dass nur ein Bestandtheil sammt
echten Punzen und Stempeln von einem alten Gegenstände herstammt.
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Porzellane mit beliebten Marken, doch nur einfach decorirt, werden ab-
geschliffen und ahgeätzt, das etwa vorhandene aufgemalte Gold mit
Königswasser entfernt und der Gegenstand sodann gänzlich neu decorirt
in den Handel gebracht.
Doch die verschiedenen Richtungen, nach denen sich das Fälscher-
talent entwickelt, sind mit dem Gesagten noch lange nicht genugsam
angedeutet. Noch gar nicht erwähnt wurde z. B. die neben den anderen
Fälschungsmomenten vorkommende Verwendung unechten Materials.
Es würde viel zu weit führen, auch nur annähernd das weite Gebiet
der Surrogate, um die es sich hier handelt, skizziren zu wollen. Die
Frage der Surrogate spielt auch zu sehr in das Gebiet der modernen
Kunstübung hinüber. Der Fälscher alter Arbeiten, treibt er sein Geschäft
nur nicht gar zu plump, macht nicht allzu häufig von Surrogaten Ge-
brauch. Er weiß zu gut, dass die Möglichkeit leicht vorhanden ist,
Gussmasse von Stein, Celluloid von Elfenbein oder Schildpatt, Lack-
compositionen von Email zu unterscheiden.
Weitaus eher zeigen Fälschungen die Benutzung technischer Ver-
fahren, die nur der modernen Zeit, überhaupt einer jüngeren Periode
angehören, als mit dem anscheinenden Alter des gefälschten Objectes
vereinbar wäre.
Die Galvanoplastik, die verschiedenen photornechanischen Druck-
methoden u. dgl. können bei geschickter Verwendung den weniger
Geübten wohl täuschen. Auch technisch sehr minderwerthige Surrogate,
gepresstes Holz für Reliefschnitzerei, gepresstes Blech an Stelle der ge-
triebenen Arbeit, so unvollkommen sie an und für sich auch sein mögen,
sind gleichwohl noch zu Täuschungen geeignet, umsomehr als geschickt
aus freier Hand angebrachte Retouchen im Vereine mit der nöthigen
künstlichen Patina das Unverfängliche ihrer Erscheinung noch er-
höhen helfen.
Der Erzeuger sorgfältig gearbeiteter Fälschungen erlaubt sich
jedoch eine solche nachlässige und unvorsichtige Verwendung ver-
dächtigenden Materiales und unwahrer Technik niemals.
Er hält sich soviel als möglich an das Historische. Er sucht an
kostbarem Stoffe nicht zu sparen, beachtet die alte, wenn auch un-
bequeme Iechnik, und legt sich überhaupt bei der Wahl der Her-
stellungsmittel die nöthige Selbstbeschränkung auf.
So kann es kommen, dass seine Hervorbringungen in Nichts ihren
alten Vorbildern nachstehen; was ihm über den wahren Werth bezahlt
wird, verdankt er dann lediglich dem pretium affectionis, was der Sammler
dem Objecte beimisst und was dieser selbst nur zu oft freiwillig zu
steigern bemüht ist.
Es wurde schon darauf hingewiesen, dass mancherlei technische
Erzeugnisse der Fälschung vorzugsweise ausgesetzt sind.