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Von Kirchenmöbeln ist im Museum eine recht
stattliche Auswahl, die schöne Kanzel aus Golke-
rad bei Erkelenz mit Füllungen im Fischblasenstil
und Wappen des Grafen von Moers-Saarwerden
(Abb. 43) ist wohl eine der besten, die aus dem
XV. Jahrhundert auf uns gekommen ist. Eine
Seltenheit darf auch ein Westfälischer Renaissance-
beichtstuhl genannt werden. Von anderen Kirchen-
möbeln müssen eine Barockkanzel aus Kalterher-
berge in der Eifel und ein malerischer Rokoko-
altaraufsatz aus Aachen angeführt werden. Ein
besonderes Prachtstück ist der in Lyon für Kur-
fürst Clemens August von Köln hergestellte Thron-
sessel (Abb. 44) aus vergoldetem Lindenholz mit
Polsterüberzügen in Reliefstickerei, den Napoleon I.
in Köln wegnehmen ließ und dann dem von
ihm eingesetzten Bischof Berdolet von Aachen
schenkte.
Wie die Aachener Möbel viele Ähnlichkeit mit
den Lütticher Möbeln haben, so ist auch die
Aachener Metallindustrie der des Maastales so
sehr verwandt, daß ihre Erzeugnisse oft nur schwer
voneinander zu unterscheiden sind. Bei den oft vor-
kommenden Mörsern aus dem XV. bis XVII. Jahr-
hundert sind die Aachener Arbeiten nur an den
Inschriften zu erkennen.
Die Metallindustrie ist in der Aachener Gegend
uralt, schon in römischer Zeit wurde bei Diepen-
lischen und Weisweiler nach Kupfer und Galmei
gegraben, auch zwischen Stolberg und Gressenich
hat man Spuren von römischem Bergbau festge-
stellt. Unter Karl dem Großen stehen Einhard und
Ensegis einer Metallwerkstätte vor, in der wahr-
scheinlich die jetzt nicht mehr vorhandenen Glocken
für die Pfalzkapelle und vielleicht auch die Türen und Gitter gemacht worden
sind. Nach 1166 macht ein Meister Wibert den von Kaiser Friedrich Bar-
barossa gestifteten Radleuchter, er gießt Glocken und macht auch ein ver-
goldetes Turmkreuz. Ihm werden ja auch die silberne Taufschüssel in Weimar,
die Kaiser Friedrich seinem Taufpaten, dem Grafen Otto von Kappenberg,
schenkte, das Kappenberger Kopfreliquiar, das ein Bildnis Friedrich Barba-
rossas sein soll, und der Erzkopf in der Lambertuskirche zu Düsseldorf zu-
geschrieben. Im XIII. Jahrhundert gießt ein Aachener Meister, I-Ieidinricus,
Glocken für Erfurt. In dieser Zeit erwirbt die Stadt auch die Galmeigrube zu
Moresnet. Im Anfange des XIV. Jahrhunderts wird die Glockengießerfamilie
Abb. 35. Maria mit Kind, nieder-
rheinisch, XVILI. jahrhundert