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Ganz. - Lehnen.
Noch hatte die Landsturmvorlage nicht Gesetzeskraft erlangt, und schon sangen die
Bauernburschen an der Traun:
Machand d'Lcut kloaiM varuckt,
Da bau uns auf'n Land.
Von Landsturm thoans red'n
Und schreibn allerhand,
Der Sänger blickt in die Zukunft und stellt sich die Folgen des allgemeinen Auf
gebotes vor:
Und oft a Weib wird woan,
Wo bei an Kreuzerl loahn.2
Da wird aft s'Diernderl sagn:
Da liegt mein Bua begrab'n,
Die Frage nach dem Autor ist nur in wenigen Fällen zu beantworten. Hat ein
Bauernbursche einen poetischen Einfall, so bringt er ihn auf den Tanzboden; Hunderte
wiederholen sein Lied, verändern es, geben ihm nach localen Verhältnissen eine andere
Wendung, und so wird es Gemeingut und wandert durch's Land, ja über die Grenze des
selben hinaus. Auch die Heimat des Liedes ist nur dann festzustellen, wenn es eine locale
Begebenheit zum Gegenstand hat, da selbst die Sprache etwaiger Aufzeichnungen keinen
Schlüssel an die Hand gibt, denn wie ein Lied von Gau zu Gau wandert, ändert es auch
seine sprachliche Färbung.
Ob alt oder neu, ob auf heimatlichem Boden entstanden oder aus den Nachbar
ländern eingewandert, diese Liedchen sind Eigenthum des Volkes. Die überreiche Fülle, in
der sie vorhanden sind und täglich entstehen, ihre schlichtoriginelle Technik legen Zeugniß
ab von dem poetischen Sinn, von dem gesunden Witz des Volkes.
Wohnungen und Grtsanlagen.
Wo das Land nicht flach ist wie am Inn und an der unteren Traun, sondern lang
gestreckte Hügelreihen mit engen, oft tief eingerissenen Thälern wechseln, liegen die
Anfiedlungen durchaus auf den Höhen. Häufig breitet sich eine Bodeuanschwellung
plateauförmig aus, ebenso oft erweitert sich eine Bodensenkung zur sanft eingedrückten
Mulde. Hier liegen die Gehöfte und kleinen Ortschaften in nicht allzu enger Nachbarschaft
unregelmäßig zerstreut. Kleine Waldschöpfe scheiden die Nachbargründe, Hecken von
Haselstauden, mit Weißdorn, Schneeball und Rainweide untermischt, von einzelnen Ulmen
und Kirschbäumen überragt, umsäumen die Wiesen und Ackerparcellen, Feldwege und
Raine sind von Obstbaumalleen beschattet, Gehöfte und Dorfschaften find hinter dichten
Fruchtbaumpflanzungen versteckt. Wo ein Thal tief eingerissen ist, sind die Ansiedlungen
mit Vorliebe hart an die steilen Thalhänge hinausgerückt, die engen Thalgründe selbst
aber sind, von den Mühlen abgesehen, nicht besiedelt. Hier kann man stundenlang über