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schlechten Städtebildern und Entstellung der Landschaft zuwege gebracht
hat - freilich nicht vor allem. Auch der Mont-Saint-Michel hat einen Feind,
der ihm unablässig näherrückt wie der Belagerer der Festung. Der Feind
heißt: Landgewinnung (Abb. 3). Im Jahre 1880 wurde mit einem Dammbau
begonnen, der die Insel jetzt mit dem zunehmenden Festlande verbindet. Auf
dem Damme fahrt Zug um Zug hin und her, her und hin (Abb. 5). Das ließe
sich noch ertragen, besonders, wenn der Damm nicht so ohne jedwede Rück-
sichtnahme auf den eigentlichen Zugang zum „Mont" angelegt worden wäre.
Statt ihn (siehe Abb. 6), was eigentlich selbstverständlich erschiene, direkt
auf das untere Vorwerk (Plan A) münden zu lassen und dadurch eine
organische Verbindung herzustellen, endigt er vor Tour de l'Arcade (Plan M)
und Tour du Roy (Plan N). Man steht vor geschlossenen Quadermauern
und erreicht die alte Zugangspforte auf einem lotterigen glitschigen Holzsteg.
Ein solcher Lapsus wäre den mittelalterlichen Baumeistern sicherlich nicht
passiert, außer etwa den einfallsreichen Bürgern von Schilda. Die hätten
allenfalls das Stadttor neben die Straße gesetzt. Das ist nicht ernsthaft feind-
lich; geschmacklos, widersinnig freilich in hohem Maße.
Vor Zeiten ragte der „Mont" sowohl wie die „Tombelaine" nicht aus
den Wassern empor. Ein riesiger Waldbestand, la Foret de Scissy, dehnte
sich ringsum aus, noch volle fünfzehn Kilometer weit, bis hinaus an die
offene See. Die Römer hatten eine breite Straße durchgelegt, welche das
jetzt bretonische Ufer mit dem normannischen verband. Der Granitklotz,
früher „Mont Tombe" genannt, erhob sich über einem Wipfelmeer. An
seinen Hängen standen zwei kleine Sanktuarien, dem heiligen Stephanus und
Symphorius geweiht. Im weiten Forst aber
wohnten fromme Männer; vermöge ihrer
besonderen Kraft vermochten sie sogar
Wölfe zu Lebensmittelüberbringern zu
machen; vielleicht Glaubensboten irischer
Herkunft? Die zogen ja in alle Welt und
predigten das Evangelium. St. Gallen zum
Beispiel dankt seine Entstehung solch einem
fremdländischen Sendboten. Im Jahre 706
nun soll eine von fürchterlichen Nordwest-
stürmen gegen das Land gepeitschte, un-
geheuerliche Flut den ganzen Waldbestand
verschlungen haben und noch weit ins rück-
wärtige Land verheerend eingedrungen sein.
Der kleine, aber alte Waldbestand auf der
nördlichen Seite des „Mont" (Abb. 6 und 12)
wird als ein Überbleibsel der Foret Scissy
bezeichnet. Tief bedeckte das Meer den
verwüsteten Boden zwar nicht, immerhin AbPW-L"v{'f"i'd""W'PP"1f'"Roh"
Johvet, dreißigster Abt, Ven-ater an der
1' Hängt wohl mit Tumba, Tumulus zusammen. Suche Frankreichs