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Full text: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 5)

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die in Geschmackssachen 
offenbar sehr rückständigen 
frommen Väter ihr Umgestal- 
tungsbedürfnis nicht weiter. 
So blieb ein Stück mittelalter- 
licherBaukunstvorNeuerun- 
gen bewahrt, dessen ganze 
Erscheinung nichts gemein 
hat mit den Überschweng- 
lichkeiten der französischen 
Kunst. Bei vollster Wirkung 
des Ganzen herrscht be- 
wußtes Einschränken des 
Details. Alles atmet zweck- 
liche Straffheit. Auf ihr beruht 
der Schönheit Ernst. Überall 
gibt sich ein hervorragendes 
Dispositionsvermögen in der 
Raumwirkung kund. In der 
Außenerscheinung ist durch- 
weg Abstand genommen von 
der Häufung an schmücken- 
den Einzelheiten, von der 
die späteren französischen 
Bauwerke der Gotik viel- 
fach beherrscht werden. Wo 
aber Nahwirkung ihre For- 
derungen nach zierlicher 
Gliederung stellt, wie zum 
_ _ _ _ Abb. 2x. Der „MonW, von den Remparts von Sildos: her gesehen. 
Beispiel im Kreuzgang, da 1st Oben, von links nach rechts: 1.3 Merveille (Ostseite), daran stoßend 
Köstliches geschaffen wop Tour des Conins (siehe Abb. 27). östlich Rundturm des „ChäteleW, 
Abteigebäude. Dahinter die Chorseite der Abteikirche 
den. Manche Teile zeigen, 
daß die technisch vollendete Verfugung des Quadermauerwerks vollständig 
ausreicht, um schöne Flächenwirkung zu erzielen. Der dem Felskegel ab- 
gerungene Platz zwang zu weiser Verwendung, gewiß; indes ist es doch 
auffällig, wie künstlerisches Ausdrucksvermögen und zielbewußtes Aus- 
nutzen der gegebenen Verhältnisse immer Hand in Hand gehen und ein 
Ganzes von höchster Vollendung entstehen ließen. 
Die spätere Zeit hat baugeschichtlich nichts Erwähnenswertes mehr 
an diesem abgerundeten Werke vollbracht. Die Arbeit, die Hunderte von 
Jahren lang nicht Stillstand, um Neues zu schaffen oder an die Stelle von 
Vernichtetem zu setzen, war getan. Daß die Renaissance nicht mehr 
umgestaltend eingriff, ist ein wahres Glück zu nennen. Sie hätte nichts 
höher Entwickeltes zu geben vermocht. Ein Ereignis, freilich nur von 
40'
	        
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