Pariser Kellnerinnen, die dem Fremdling laut die Güte der von ihnen ge-
botenen Genüsse anpreisen. Rechts Laden, links Laden, in jahrhundertealten
Häusem, aber alles, gar alles, was an „Souvenirs" zu billigen Preisen feil-
geboten wird, schundige Ware, an der verfeinerter französischer Geschmack
keinen Teil hat. Die kleine romanische Pfarrkirche (R; Abb. 17) wäre
sicherlich auch weit genießbarer, wenn sie nicht gar zu sehr mit allerlei
farbigen Lappen behängt, mit Riesensträußen aus Papierblumen, bunt
bemalten Blech- oder Pappdeckelschilden mit den Wappen der ehemaligen
Sankt-Michelsritter und ähnlichem Dekorationsmaterial überladen wäre.
Merkwürdig, auf welch tiefe Stufe der Geschmack der Kleriker geraten ist!
Auf dem anstoßenden kleinen Kirchhöfchen ruhen viele Poulard-Genera-
tionen, das heißt Vorfahren der jetzigen Machthaber des „Mont", in kühler
Erde. Die aus violetten, schwarzen und weißen Wachsperlen hergestellten
Blumenkränze auf den Gräbern, Erscheinungen wie sie überall im Lande
beliebt sind, zeigen den Wandel der Geschmacksansichten in erschreckend
deutlicher Weise. Sie schei-
nen obendrein auch noch
sehr wetterbeständig zu sein!
Übrigens ist in diesen hoch
gelegenen Gäßchen, in den
Gärten, durch die man un-
behelligt gehen darf, manch
köstlich malerischer Winkel
zu finden. Üppig blühendes
Pflanzenleben hat sich in
den Felsspalten eingenistet;
darüber ragen, unnahbar, die
himmelanstrebenden Quader-
mauern und Türme der Abtei
und mächtige weiße Wolken-
schiffe ziehen langsam über
den tiefblauen Himmel, auf
dem hin und wieder, silbern
glänzend, das Gefieder hoch-
fliegender Mövenschwärme
aufblitzt. Manchmal, hat ge-
radeeinZugwiedereinigehun-
dert Bergbesucher gebracht,
wird's dann in diesen sonst
stillen Winkeln lebendig: vom
Kind, das kaum auf denBeinen
zu stehen und ein paar Worte
zu lauen vermag' bis zur be- Abb. 27. Tour des Conins. Daran anschließend: Oben das frühere
jahrten Matrone: alles, alles Refeklorium, unten Salle des um:
A!