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Volltext: Monatszeitschrift XIII (1910 / Heft 5)

JÄJ 
beweglicher Menschengruppen und dabei in sich gesammelt, von größter malerischer 
Ruhe bei aller Erregtheit äußeren Vorgangs. 
Das ist Manets Gemälde der Erschießung Kaiser Maximilians, mit der grauen Mauer 
als Hintergrund, hinter der die Landschaft auftaucht, den dunklen olivgesichtigen Soldaten 
mit weißen Säbelkoppeln und weißen Gamaschen. Alles Stoffliche ist hier malerisch 
umgewertet, ebenso wie auf den Goyaschen Revolutionsbildern im Prado. Der kleine 
Cezanne, der daneben hängt, ein Bahndurchstich bei Aix-en-Provence, ist natürlich, trotz 
der detaillierten Lokalangabe, auch ganz unmateriell. Die rhythmische Formung der Land- 
 
Buntpapierausstellung der Kunstgewerbeschule. Entwurf für Vorsatzpapier in Schwarz und Weiß auf grauem 
Grunde von Josef Manfreda (Kurs für ornamentale Komposition des Professors Franz Öiiek), um ein Drittel 
verkleinert 
schaft mit der klaffenden Längsader des Durchstichs und den aufgetürmten Seitenwangen 
ist sein Inhalt. 
Reifste Persönlichkeitsatmosphäre umfängt uns in dem Trübner-Kabinett. 
Ein tiefes Versenken in die farbige Erscheinung der Dinge und eine große Ehrfurcht, 
ohne Hinzutun, Drehen, Deuteln und „interessanW machen spürt man. Dunkelgrüne Stille 
der Wälder und Seeufer schwingt, aber es ist keine weichliche Lyrik, sondern männlich 
straffe, erdhafte Kunst. Das erweisen seine Reiter- und Pferdeköpfe. Braune und Füchse 
mit Dragonerblau im Waldlicht und Waldschatten. 
Habermann hängt mehr am Raffinierten, Artifiziellen. Bei Trübner fühlt man Morgen- 
frühe, Hufgetrabe, Heugeruch; bei Habermann Abend- und Nachtvibration bei künst- 
lichem Licht, Philinens Stöckelschuh-Klippklapp und Puderduft und französisches Parfum. 
Doch die Kunst selbst ist nicht geschminkt, sondern echt und von einer eifervollen 
Eindrucksgewalt. Keine Spur von glatten Gefälligkeiten, sondern manchmal mephistophe- 
lisch in der Freude an erregender Bizarrerie. 
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