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hübschen Fräulein zugelegt haben, über welch sündhaftes Treiben er gelegent-
lich eines Besuches von seiten des frommen Abtes Berthold von Garsten
ernstlich zur Rede gestellt wurde. Er versprach zwar, sich zu bessern, ließ
aber dessenungeachtet alles beim alten und bestellte eine der Schönen zu
sich. Als diese dem Rufe ihres Gebieters Folge leisten wollte, konnte sie sich
zum Schrecken aller nicht vom Platze bewegen. Der Burgherr sah darin
einen Fingerzeig Gottes und entließ sämtliche Damen seines Harems bis auf
eine, die er zu seiner rechtmäßigen Gattin erhob. Ulrich und seine Gemahlin
sollen nun zur Sühne ihrer ehemaligen Nachahmung orientalischer Einrich-
tungen die Stifte Geras und Pernegg gegründet haben.
Propst Paul I. (1179-1186) wurde
vom Generalabte des Prämonstratenser-
ordens zu Premontre zum Abt erhoben
und mit dem Rechte des Pedums (jus
pedi) ausgezeichnet.
Im Jahre 1270 wurde das Prämon-
stratenser-Chorfrauenstift zur „Himmels-
pforte" in Wien (1271-1783) als Filiale
quoad temporalia et spiritualia Geras ein-
verleibt, dem es bis zu dem Jahre 1603
unterstand.
Abt Erhard (1527-1547) erhielt auf
seine Bitte vom König Ferdinand I. de dato
Wien, 22. Juni 1542 einen Wappenbrief für
sein Stift, dessen Original sich im Stifts-
archiv von Geras befindet. Der Wappen-
brief lautet:
Abb. .1. Benediktinersüfg Melk „Wir Ferdinand von Gottes genaden
Römischer Kunig, zu allen Zeitten merer
des Reichs in Germanien, zu Hungern, Beheim, Dalmatien, Croatien vnnd
Sclauonien etc. Kunig, Infant in Hispanien, Ertzhertzog zu Österreich,
Hertzog zu Burgundi, zu Brabannt, zu Steyr, zu Kemndtn, zu Crain, zu
Lutzelburg, zu Würtemberg, Ober- vnnd Nider-Slesien, Fürst zu Swaben,
Marggrave des I-Ieyligen Römischen Reichs zu Burgaw, zu Merhern, Ober
vnnd Nider Lausnitz, Gefürster Graf zu Habspurg, zu Tirol, zu Pfirdt, zu
Kiburg vnnd zu Görtz, Lanndtgraue in Ellsaß, Herr auf der Windischen
March, zu Portenaw vnnd zu Salins etc. N Bekennen offenlich mit disem
brieff, vnnd thuen khundt allermenegclich N Als vnns der Ersam geistlich
vnnser lieber andechtiger Erhardt, Abbt des Gotzhawß Geraß, yetzo vnder-
thenigclich furpringen vnd zuerkennen geben hat lassen, wie das sich offt
vnnd vilmalen zuetrag vnnd begebe, seine vnnd seines Gotshawß, auch
desselben vnndterthanen sachen vnnd handlungen vnndter ainem Innsigl zu
uerfertigen, Vnnd aber Er vnnd sein Gotzhawß bisheer mit kainem Wappen
vnnd Insigl priuilegiert vnd befreyt, sondern sich mit ainem Gemainen