das Ganze nichts anderes
ist als ein Reliquiar (wahr-
scheinlichmiteinemKreu-
zespartikelchen) und daß
dieses Reliquiar (darauf
deuten seine Darstellun-
gen hin) bestimmt war,
in der Zeit von Ostern
bis Fronleichnam auf
dem Altar ausgestellt zu
werden. Ein prunkvoll
vergoldeter Bischofstab
(gotisch) ist wegen der
reizenden Zweitiguren-
gruppe der Verkündigung
(gegossemfeuervergoldet)
bemerkenswert, die im
Rund des Pedums Platz
gefunden hat. Die größte
Aufmerksamkeit aber un-
ter den Objekten aus
dem Kirchenschatz er-
regte das höchst ein-
drucksvolle, unheimliche,
schwarzsamtene Meß-
kleid mit reicher farbiger Applikationsstiekerei, die das grinsende Todes-
skelett als Triumphator über alle Stände darstellt. Hoch aufgerichtet tritt
der Sensenmann die Attribute der weltlichen wie der geistlichen Macht,
Bischofstab und Herzogshut, Kaiserkrone und Tiara, mit seinen beinemen
Füßen (Augsburger Arbeit vom Jahre 1630). Dieses Meßkleid wird vom
Abte alljährlich bei der Totenmesse für den Begründer des Stiftes, den
Bayemherzog Tassilo, am ILDezember getragen.
Eine andere Vitrine enthielt (neben einer Reihe eingelegter Kabinette)
die besten Stücke aus der wundervollen Elfenbeinsarnmlung des Stiftes, welche
Werke des XIV., XV., XVI., XVII. und XVIII. Jahrhunderts umfaßt. Aus
dem XIV. Jahrhundert stammt zum Beispiel das entzückende kleine
geschnitzte Diptychon mit zarten Spuren ehemaliger Bemalung. Freunde
der frühen Gotik werden sich in die zierliche Schönheit dieser Gebärden
und in das feine Gefühl für Hächenhaft-dekorative Anordnung, das aus
diesem kleinen Kunstwerk spricht, mit Andacht vertiefen. Mit freieren
Kunstmitteln arbeitet schon ein größeres und späteres, aber gleichfalls noch
gotisches Diptychon mit figurenreicher Darstellung der Anbetung der
Könige und der Kreuzigung (Abb. 2 und 3). Aus dem Jahrhundert der
Renaissance war eine Reihe interessanter Elfenbein-Hochreliefs da, unter
Abb. 5. Weihbrunn-Montierung, Elfenbein (Stift Kremsrnünster)