mäßig spät tritt die kleine gehenkelte Kanne auf; sie ist kaum
vor das XIV. Jahrhundert anzusetzen. Charakteristisch ist für
die erste Zeit ihres Auftretens der kleine, nur am Gefäßbauch
oder an diesem und an der Mündung angesetzte Henkel (Abb. 59
und 61). Interesse verdienen
die Versuche, das Ausgießen
der Flüssigkeit durch seitli-
ches Anbringen der Lippe zu
erleichtern (Abb. 62). Gefäß-
formen der Spätgotik zeigen
die Blätter der Kupferstecher
und Holzschneider, von wel-
chen hier ein Stich des Mei-
sters Israhel (Abb. 60) und ein
Holzschnitt aus Folzens Ge-
dicht von allem Hausrat (Abb.
63) zum Vergleich herange-
zogen werden. Das Bestreben,
den Henkel des Gefäßes mit
Abb. 56. Gießgefäß in Gestalt eines Ungeheuers mit Menschen-
kopf, frühes Mittelalter (Museum Vindobonense, Fundort:
Wien, Bognergasse 5)
Hals und Mündung fester zu verbinden, führte schon früh zur Anbringung
einer scheibenförmigen Umfassung des Krughalses, wodurch die obere und
Abb. 57. Tonkunne mit Bügel und zwei Ausguß-
röhren, frühes Mittelalter (Museum Vindobonense.
Fundort: Wien, Eisgrübel)
wichtigere Hälfte des Henkels die
Last des gefüllten Kruges allein
übernehmen konnte (Abb. 64). Diese
Verstärkung des Krughalses hat
sich lange erhalten und ist noch
für die beginnende Renaissance in
einem, nur im obersten Teile grün
glasierten Exemplar erhalten (Abb.
65). Auf dem Stich des Hans Sebald
Beham „Das Marktweib" vom
Jahre 1520 trägt die Bäuerin einen
Krug mit derartigem Scheibenhals
auf dem Rücken (Abb. 66). Eine
seltenere Form repräsentiert die
Kanne mit eigens angesetztem Aus-
gußschnabel (Abb. 67).
Wirhaben nun an der Donau
noch eine zweite Großindustrie für
Graphitgeschirr ins Auge zu fassen.
Es ist Obernzell oder, wie es eine
Zeitlang hieß, Hafnerzell bei Pas-
sau (Abb. 68). Der Ort führte ur-
sprünglich den Namen Niedergries-