Abb. 6x. Henkelkrug aus graphithaltigem Abb. 62. Henkelkrug aus braunem Ton, mit seit-
Ton, Mittelalter (Museum Vindohonense, licher Ausgußlippe (Museum Vindobonense)
Fundort: Wien, Neuer Markt)
möglicherweise im alten Wappen der Grafen von Ortenburg. Dieses gräf-
liche Haus erblühte unter der Herrschaft der Karolinger als mächtiges gau-
gräfliches Geschlecht in Bayern und Rapoto II. erwarb 1209 unter Kaiser
Otto die Pfalzgrafenwürde. Von diesem Zeitpunkt an waren die Ortenburge
das mächtigste Geschlecht im Lande und standen stets im engsten Verhältnis
zum Hochstift Passau, wo wiederholt Ortenburge als Dompröpste saßen.
Graf Czelin II., gestorben 1444, mehrte die Einkünfte der vom Grafen Rapoto IV.
von Ortenburg im Jahre 1288 erbauten Ölbergkapelle im Kreuzgang des
Domes zu Passau durch Renten aus den Geldreichnissen vieler Orte im
Gerichte Griesbach. Es war also gerade der Töpferbezirk, der die Kapelle
und Familiengruft, in welcher die meisten Ortenburge ihre Ruhestätte fanden,
dotierte. Der I-Iaupterzeugungs- und Verfrachtungsort für Graphitgeschirr,
der Ort Obernzell, das spätere Hafnerzell, gehörte seit dem Jahre 1216 zu
Passau.
Aus der nachstehend im Wortlaut und zum erstenmal veröffentlichten
Hafnerordnung des Jahres 1530 mit ihrem Hinweis auf altherkömmliche
Gepflogenheiten ist das Zurückreichen des Hafnerzeller Betriebes bis ins
Mittelalter festgestellt:
„Es ist auch zu merkhen, daß wür gemeinikhlich den Haffnergsöllen
auf der underthenig anruffen diese nachgeschriebene Ordnung und Freiheit,
insonderheit gegeben, verneuert und bestätt haben, geben verneuern und
bestätten auch Ihnen dies hirmit in Krafft dieses Brieifs. Nemblichen,