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einzelnen Exemplaren aufgetreten ist. Von den zwei Stücken in Kreuzenstein
wurde das eine, vermutlich ältere, im Kölner Kunsthandel erworben (Abb. 83).
Aus dem Schloß Kessel in Holland stammt das zweite (Abb. 84). Es wurde
dort im Jahre x837 _ somit zu einer Zeit, in der sich der Kunsthandel mit
diesen primitiven Keramiken noch nicht beschäftigte _ aufgefunden und
enthielt Münzen des Bischofs Konrad von Osnabrück (1275-1298). Dirk
von Haarlem hat auf seinem Gemälde „Christus im Hause Simon" einen
ähnlichen schlanken Krug, bei dem der Henkel
tiefer angesetzt und die Mündung des Gefäßes
zum Trichter erweitert ist, dargestellt (Abb. 85).
Der Künstler, geboren zwischen 1410 und
1420 in Haarlem, bildete sich unter dem Ein-
fluß Rogers van der Weyden, arbeitete haupt-
sächlich in Löwen, wo er bereits 1448 nach-
weisbar ist und im Mai des Jahres 1475 starb.
Der Henkelkrug auf seinem Gemälde gehört
somit einem Typus aus der Mitte des XV. jahr-
hunderts an und ist mit den in Teilingen auf-
gefundenen Bechern gleichzeitig.
Eine eigentümliche, nur selten vorkom-
mende Form ist die der Walzenbecher. Für die
Hafnerkeramik der ausgehenden Gotik haben
wir sie bereits auf der Miniatur im Codex pic-
turatus in der Bibliothek der Jagellonischen
Universität nachgewiesen (Abb. 30). Ein Exem-
plar aus Steinzeug besitzt die Sammlung Figdor
(Abb. 86). Es ist braun glasiert, zeigt im oberen
und unteren Drittel der Wandung eng anein-
anderstehende Wulstringe und trägt am Fuß
und Hals eine vergoldete Silbermontierung aus
Abb. es. Flaschenförmiges Tongefäß, der Mitte des XVI. Jahrhunderts. Die Walzen-
m" 935m" '::n!::';:')i'"' (Bmg Km" becher galten also schon in den Augen der Zeit-
genossen als Ausnahmsform und wir finden dies
bei einem zweiten Exemplar, das sich im Besitze des Grafen Wilczek befin-
det, bestätigt (Abb. 96).
Hinsichtlich ihrer allgemeinen Form und der technischen Behandlung
des Gefäßkörpers, der Art, wie die Standfläche zu einem Zackenfuß ausge-
bildet ist, sowie der primitiven Medaillonauflagen mit den Steinzeuggefäßen
des späten Mittelalters übereinstimmend, ist eine Gruppe von großen, 50 bis
70 Zentimeter hohen gehenkelten Vorratskrügen, welche dem ausgehenden
XVI. und beginnenden XVII. Jahrhundert angehören (Abb. 87). Ein solcher
Krug befindet sich im Museum zu Würzburg, sieben Exemplare in den
Sammlungen des Grafen Wilczek (Burg Kreuzenstein). Sie stammen sämt-
lich aus der Umgebung des Bodensees, tragen zweibis sechs aufgelegte Rund-